Kommentar

Die Bilder der fahnenbedeckten Särge machen betroffen. Diesmal sind es nicht die amerikanischen Stars and Stripes, an die sich auch hier in Deutschland schon mancher gewöhnt haben mag. Diesmal ist es Schwarz-Rot-Gold. Die bange Frage, die sich an diese Bilder knüpft, lautet: Wird das wieder geschehen? Die Antwort darauf ist eindeutig - Ja. Deutschland hat entschieden, sich an internationalen Einsätzen zur Friedenssicherung zu beteiligen, und das wird auch in Zukunft Menschenleben fordern. Dies ist eine Tatsache, der sich die Truppe sehr wohl bewusst ist. Zeit- und Berufssoldaten verzichten ebenso wie Polizisten auf ihr Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. Wer heute zur Bundeswehr geht, kann auch nicht mehr für sich in Anspruch nehmen, von Auslandseinsätzen nichts gewusst zu haben. Tatsächlich melden sich für die Auslandskontingente in der Regel mehr als genug Freiwillige. Wer sich derart in Gefahr begibt, hat ein Anrecht darauf, bestmöglich ausgerüstet zu sein. Das mag für die Truppe in Afghanistan durchaus zutreffen, doch nur um den Preis, dass andere Truppenteile dann Ausrüstung abgeben müssen. Insgesamt kann keine Rede davon sein, dass die Bundeswehr für Auslandseinsätze gut gerüstet ist. Der Mangel an gepanzerten Transportfahrzeugen wurde durch den Anschlag in Kabul auf schmerzliche Weise offen gelegt. Ebenso wichtig wie die Ausrüstung ist die politische Legitimation der Einsätze. Wer in irgendeinen Teil der Welt geschickt wird, muss wissen, wofür er dort seinen Kopf hinhält. Es sind die Politiker, die eine schlüssige Antwort auf die Frage geben müssen, warum Deutschland auch am Hindukusch verteidigt wird, nicht die Soldaten selbst. Die Streitkräfte in Deutschland haben eine neue Rolle. Dass sie geringer ist als bisher, wird angesichts der Toten von Kabul niemand behaupten wollen.