Moskau/Beirut. Während die Weltgemeinschaft um eine gemeinsame Reaktion auf den Konflikt in Syrien ringt, eskaliert die Gewalt im Land.Oppositionelle berichteten erneut über Dutzende Tote beim Beschuss von Rebellenhochburgen durch Regierungstruppen. Sie sprachen von einem Wendepunkt im Kampf gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, nachdem die Gewalt auch die Hauptstadt Damaskus fest im Griff hatte.

Dort waren nach Angaben von Einwohnern die ganze Nacht zum Sonnabend über Schüsse und Explosionen zu hören. Es sei die bisher schlimmste Auseinandersetzung in der syrischen Hauptstadt seit Beginn des Aufstands gegen Assad vor 15 Monaten gewesen. "Die Situation wird besorgniserregender", räumte der russische Außenminister Sergej Lawrow in Moskau ein. Auch nehme der Eindruck zu, dass Syrien am Rande eines Bürgerkriegs stehe. Als Mitglied des Uno-Sicherheitsrats werde Russland einer militärischen Intervention von außen aber nicht zustimmen. Lawrow sprach sich für eine internationale Syrien-Konferenz aus, um den Friedensplan des Sondergesandten der Uno und der Arabischen Liga für Syrien, Kofi Annan, zu retten. Zu den Teilnehmern an einer derartigen Konferenz sollten neben den ständigen Mitgliedern des Uno-Sicherheitsrats auch die EU sowie einflussreiche Länder in der Region zählen, sagte er. Lawrow bezeichnete Einwände der USA gegen eine mögliche Teilnahme des Iran als "oberflächlich".

Uno-Beobachter haben zum ersten Mal den Schauplatz eines mutmaßlichen Massakers mit fast 80 Todesopfern inspiziert. Im Dorf Masraatal-Kubair sei definitiv ein schreckliches Verbrechen verübt worden, sagte eine Sprecherin der Beobachter, Sausan Ghosheh. Die Angaben der Bewohner seien widersprüchlich, daher müssten nun Namenslisten verglichen werden.

Der oppositionelle Syrische Nationalrat (SNC) wählte unterdessen den kurdischen Dissidenten Abdulbaset Sieda zu seinem neuen Vorsitzenden. Er folgt damit Burhan Ghaliun, der nach Kritik an seinem Führungsstil den Rücktritt angeboten hatte. Ghaliun hatte dem Rat seit dessen Gründung imAugust 2011 vorgesessen.