Rom. Der Vatikan rechnet in der sogenannten Vatileaks-Affäre mit der Veröffentlichung weiterer vertraulicher Dokumente aus dem engsten Umfeld des Papstes. "Ich würde mich nicht wundern, wenn sie in den nächsten Tagen noch mehr veröffentlichen", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi italienischen Tageszeitungen zufolge. Wer die gestohlenen Papiere in Händen habe, "spielt sie nach einer Strategie aus und lässt uns sicher nicht ein für alle Mal in Ruhe", sagte Lombardi. Er sei weder überrascht noch besorgt über die Preisgabe interner Vatikankorrespondenz.

Der bislang einzige inhaftierte Verdächtige, der päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele, soll voraussichtlich Anfang dieser Woche erstmals offiziell verhört werden. Möglicherweise wird er danach unter Hausarrest gestellt. Derweil bat der Vatikan die italienischen Justizbehörden um Amtshilfe im Zusammenhang mit bis zu fünf weiteren Verdächtigen, deren Wohnsitz außerhalb des Vatikans liegt. Parallel dazu setzt die Kommission aus drei Kardinälen, die die Affäre aufklären sollen, ihre Sondierungen fort.

Am Wochenende hatte die italienische Tageszeitung "La Repubblica" ein Schreiben veröffentlicht, in dem ein angeblicher Vatikanvertreter fordert, die Schuldigen der Affäre zur Verantwortung zu ziehen. Er bezeichnete den päpstlichen Privatsekretär Georg Gänswein und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone als die Drahtzieher des Skandals. Als Beleg fügte er mehrere angeblich vertrauliche Schreiben aus dem Vatikan bei. Darin soll allerdings der Name des Papstsekretärs Gänswein falsch geschrieben sein.