Kairo. Gegen den Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Ägypten haben drei Kandidaten Beschwerden eingereicht. Stimmen seien nicht gezählt oder manipuliert worden, erklärten sie. Teilergebnissen zufolge dürften der Kandidat der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, und der letzte Ministerpräsident des gestürzten Machthabers Husni Mubarak, Ahmed Schafik, in einer Stichwahl am 16. und 17. Juni gegeneinander antreten.

Der zweitplatzierte Schafik erklärte, für ihn in einer Provinz abgegebene Wählerstimmen seien nicht ausgezählt worden. Der drittplatzierte Hamdin Sabahi, der rund 700 000 Stimmen hinter Schafik zurücklag, forderte eine Neuauszählung in fünf Provinzen. Der gemäßigte Islamist Abdel-Moneim Abolfotoh, der auf dem vierten Platz landen dürfte, legte Beschwerde bei der Wahlkommission ein. Sein Anwalt sagte, es gebe Beweise, dass Stimmen bereits verstorbener Menschen abgegeben worden seien. Der einflussreiche Geistliche Scheich Jussuf al-Karadawi forderte die Menschen auf, in der Stichwahl für Mursi zu stimmen. Der Geistliche sagte dem TV-Sender al-Dschasira, die Stichwahl sei kein Rennen zwischen Islamisten und Nichtislamisten, sondern zwischen "der Revolution und den Feinden der Revolution".

Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter erklärte, die Wahl sei im Großen und Ganzen akzeptabel verlaufen. Carter sagte, die 102 Wahlbeobachter des Carter Centers hätten in Ägypten zwar Wahlverstöße festgestellt, die Unregelmäßigkeiten würden das Endergebnis jedoch nicht beeinträchtigen.

Wegen Korruption wurde unterdessen einer der engsten Vertrauten des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mubarak am Sonntag zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Sakarija Asmi seine Position dafür genutzt hat, sich um rund 5,6 Millionen Euro zu bereichern.