In Griechenland ist auch der dritte Versuch einer Regierungsbildung gescheitert

Athen. Griechenland versinkt langsam im Treibsand des Regierungschaos, und seine Politiker versuchen, sich gegenseitig die Schuld für das zuzuschieben, was folgen wird.

Am Freitagabend scheiterte auch der dritte Versuch, nach der "Wahl der Wut" eine Koalitionsregierung zu bilden. Der Führer der Sozialisten, Evangelos Venizelos, teilte mit, es sei ihm nicht gelungen, ein Bündnis zu schmieden. Die Linksradikalen waren nicht bereit, in eine Allianz mit den Konservativen, den Sozialisten und der kleinen Partei der Demokratischen Linken einzutreten. Nun werden Neuwahlen immer wahrscheinlicher - es sei denn, Staatspräsident Karolos Papoulias gelingt noch ein Vermittlungswunder.

"Die Sozialisten und die Konservativen haben versucht, eine Regierung zu bilden, die das Sparprogramm fortsetzen soll", sagte der Chef der Linksradikalen, Alexis Tsipras. Das Volk aber habe den Sparkurs an den Wahlurnen verurteilt. "Keine Regierung darf ihn fortsetzen." Alle Sparmaßnahmen müssten zurückgenommen werden.

Zuvor hatte für einige Stunden Hoffnung gekeimt. Die Sozialisten mit 41 Abgeordneten wurden sich mit der kleinen Demokratischen Linken mit 19 Abgeordneten darüber einig, dass das Land unter zwei Voraussetzungen regiert werden könne: Verbleib im Euro-Land und Lockerung des rigiden Sparprogramms. Dann schlossen sich auch die Konservativen mit 108 Mandaten an. Rechnerisch hätten diese drei Kräfte bequem das Land regieren können - mit einer Mehrheit von 168 Sitzen im 300 Abgeordnete zählenden Parlament.

Doch der Chef der kleinen linken Partei, Fotis Kouvelis, war nicht bereit, politischen Selbstmord zu begehen und im Alleingang mit den Konservativen und den Sozialisten eine Regierung zu bilden. "Ich werde nur mitmachen, wenn auch das Bündnis der Radikalen Linken dabei ist", stellte er klar. Kouvelis fürchtete, dass ihm die Wähler in Scharen davonlaufen, wenn er mit den Hauptverantwortlichen für Korruption und Vetternwirtschaft kooperieren würde. So wollte er unbedingt auch seine Schwesterpartei, die Radikallinken, mit im Boot haben.

Doch diese wollen in der Opposition bequem die Früchte des Frustes der Bürger über das Sparprogramm in Form von Stimmen ernten. Neuwahlen kämen ihnen gerade recht. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sie dann stärkste Partei werden könnten - mit vielen Stimmen aus der Mittelschicht und der Arbeiterklasse. Europas Warnungen schlagen sie in den Wind: "Niemand kann uns aus dem Euro rauswerfen."

Die letzte Hoffnung ruht nun auf Staatsoberhaupt Papoulias. Er wird eine Sitzung mit allen Parteivorsitzenden einberufen. Dann muss der ehemalige Außenminister sein ganzes diplomatisches Geschick entfalten, um die griechischen Spitzenpolitiker doch noch zu einer Lösung zu bewegen.