Netanjahus rechtsorientierte Likud will mit der oppositionellen Kadima-Partei von Mofas eine Regierung der Nationalen Einheit bilden.

Tel Aviv. Gemischte Reaktionen auf den politischen Überraschungscoup in Israel: Der israelische Präsident Schimon Peres hat die Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit am Dienstag begrüßt. Nach israelischen Medienberichten sagte Peres dem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu während eines Telefongesprächs aus Kanada, die Einheit komme dem israelischen Volk zugute. Der bekannte israelische Fernsehmoderator Jair Lapid, der bei den kommenden Wahlen antreten will, sprach jedoch nach Medienberichten von einem „widerlichen Pakt“. Shelly Jachimowich, Vorsitzende der oppositionellen Arbeitspartei, habe Netanjahus Vorgehen als „lächerlichsten Zickzackkurs in der politischen Geschichte Israels“ beschrieben.

Netanjahus rechtsorientierte Likud will die oppositionelle Kadima-Partei in die Regierung einbinden. Netanjahu und Kadima-Chef Schaul Mofas einigten sich in der Nacht völlig überraschend auf die Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit. Die Wahlen sollen nun doch erst wie ursprünglich vorgesehen im Oktober 2013 stattfinden und nicht vorzeitig am 4. September.

In der Regierung der Nationalen Einheit soll Mofas stellvertretender Ministerpräsident und Minister ohne Geschäftsbereich werden. Die bisherige Regierungskoalition Netanjahus kommt mit den 28 Abgeordneten der Kadima auf 94 Mandate in der Knesset, die 120 Mitglieder hat.

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Mit dem Kadima-Abgeordneten in der Regierung muss Netanjahu jetzt weniger Rücksicht auf Forderungen kleinerer Koalitionsparteien nehmen. Ein mögliches Ausscheren von Koalitionspartnern hätte die Regierung Netanjahus zu Fall bringen können. (dpa)