Washington. Eigentlich hat Barack Obama derzeit Wichtigeres zu tun, als sich um Europa zu kümmern. Im Nahen Osten brennt es, das Verhältnis zum Verbündeten Israel ist stark abgekühlt, im eigenen Land drückt ihn die Schuldenkrise - und so allmählich wirft der Präsidentschaftswahlkampf seine Schatten voraus. Doch der US-Präsident hat bei seiner Europareise (22. bis 28. Mai) Wichtiges zu sagen: Wenn Europa ein Global Player bleiben will, muss es sich mehr anstrengen. Ob Militäraktion in Libyen und Hilfe für Nahost - ein stärkerer Beitrag des Kontinents wird verlangt.

Erste Station ist Irland - Obama will das 300-Seelen-Dorf Moneygall besuchen. Von dort stammt sein Urur-urgroßvater mütterlicherseits.

London, der nächste Stopp, dürfte etwas ernster werden. Protokollarisch bieten die Briten alles auf, was sie haben: Empfang im Buckingham-Palast, Abendessen mit der Queen. Es heißt, Obama wolle eine "wichtige politische Rede zum amerikanisch-europäischen Verhältnis" halten. Dabei dürfte Obama klarmachen, was er vom "Alten Kontinent" künftig erwartet.

Der nächste Stopp ist im schicken, etwas altmodischen französischen Badeort Deauville. Das Städtchen an der Normandieküste passt gut zum G8-Gipfel, der dort stattfindet: Auch der exklusive Klub der mächtigsten Industriestaaten ist in die Jahre gekommen. Obama mache keinen Hehl daraus, dass er den Verein nicht mehr für zeitgemäß hält, um die Weltwirtschaft in den Griff zu bekommen, meint Heather Conley vom Center for Strategic & International Studies, einer Denkfabrik in Washington. "Stattdessen setzt er auf die G20-Grupppe." Dort sitzen auch die neuen Schwergewichte China und Indien sowie andere Schwellenländer.

Dennoch: Auch beim G8 geht es um die politischen Verwerfungen in Nahost und Nordafrika. Doch Obama könnte auch selbst in Deauville am Pranger stehen: wegen der Megaschulden der USA und der Politik des billigen Geldes.

Abschluss der Reise ist Polen. "Ein Schlüssel-Verbündeter", betont das Weiße Haus demonstrativ.