Moskau. Das größte Rätsel der russischen Politik ließ Kremlchef Dmitri Medwedew ungelöst. Die Präsidentenwahl ist kein Jahr mehr hin. Doch ob er 2012 kandidiert, sagte er nicht - obwohl ihm die Frage in den gut zwei Stunden seiner ersten großen Pressekonferenz nach drei Jahren im Amt gleich dreimal gestellt wurde. Stattdessen redete Medwedew über kleinere und größere Probleme Russlands, streifte am Rande die Dauerthemen Raketenabwehr und atomare Abrüstung, blieb aber unverbindlich. Visionen für die Zukunft Russlands gab es nicht.

Moskaus Kremlchef sieht allerdings neuen Ärger bei den Raketenabwehrgesprächen mit der Nato und droht den USA mit einem Ausstieg aus dem atomaren Abrüstungsvertrag. Falls sich Russland und die Nato nicht auf ein Raketenabwehrprojekt einigen sollten, könnte dies beide Seiten in die Ära des Kalten Krieges zurückwerfen, drohte Medwedew vor Hunderten Reportern.

Auf Distanz zu Russlands Premier Wladimir Putin ging Medwedew im Fall des inhaftierten Ex-Öl-Magnaten Michail Chodorkowski. Der Kremlgegner stelle keine Gefahr für die Öffentlichkeit dar, sagte der Staatschef. Putin dagegen hatte Chodorkowski, dessen Haftstrafe vermutlich erst 2017 endet, wiederholt mit einem Schwerverbrecher verglichen. Auch bei der geplanten Modernisierung des in weiten Teilen noch rückständigen Landes zeigten sich Differenzen. Der Umbau der Wirtschaft könne schneller vorangehen, als Putin dies plane, sagte Medwedew. Eine Kampfkandidatur gegen Putin bei der kommenden Wahl zum Präsidenten schloss Medwedew allerdings aus. (dpa)