Auch Sohn Gaddafis soll sich mittlerweile in Tunesien aufhalten

Bengasi. Um den libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi wird es allmählich einsam. Arabischen Medienberichten zufolge ist nach zahlreichen Armeekommandeuren und Diplomaten nun auch der Vorsitzende der staatlichen Ölgesellschaft NOC, Schukri Ghanim, geflohen.

Ein Sprecher des Übergangsrats in Bengasi sagte, Ghanim habe sich den Aufständischen angeschlossen. Er halte sich derzeit im Ausland auf. In Oppositionskreisen hatte es schon vor Wochen geheißen, Ghanim wolle Tripolis verlassen. Er habe jedoch bislang keine Gelegenheit dazu gefunden, da mittlerweile alle Top-Funktionäre, an deren Loyalität Zweifel bestünden, streng überwacht würden. Die arabische Tageszeitung "Al-Quds Al-Arabi" hatte zuvor auf ihrer Website gemeldet, der älteste Sohn des libyschen Machthabers, Mohammed al-Gaddafi, halte sich seit Sonntagabend in Tunesien auf. Er sei nach Djerba gereist, um sich dort medizinisch behandeln zu lassen, hieß es.

Tunesische Medien meldeten in der Nacht zum Montag, drei Offiziere der libyschen Armee hätten sich mit einem Boot nach Tunesien abgesetzt. Zuvor hatte nach Angaben des Innenministeriums eine größere Gruppe von Funktionären, darunter der Chef der Zollbehörde und ein Diplomat, die Grenze überquert.

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) wirft der libyschen Regierung vor, Migranten aus Afrika zur Überfahrt nach Europa in nicht seetüchtigen Booten zu ermuntern. Angesichts günstiger Wettervorhersagen sei damit zu rechnen, dass sich in den kommenden Wochen Tausende Menschen auf die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer nach Italien machten, sagte eine UNHCR-Sprecherin gestern in Genf.