Brüssel. Im Streit über die geplante Überprüfung von Atomkraftwerken in Europa nach der Fukushima-Katastrophe hat sich EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso für härtere Stresstests ausgesprochen. Die Tests sollten nicht nur Gefahren durch Naturkatastrophen, sondern auch durch menschliches Einwirken umfassen, forderte Barroso. "Ich hoffe, das kann morgen beschlossen werden." Damit stärkte Barroso dem deutschen Energiekommissar Günther Oettinger den Rücken. Doch der Konflikt um die Stresstests spitzt sich damit zu.

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten bei ihrem Gipfel im März in Reaktion auf die Atomkatastrophe in Japan umfassende Stresstests aller 143 Atomreaktoren in der EU beschlossen. Jetzt sind aber die Prüfkriterien dazu umstritten. Viele westeuropäische Länder wollen die Prüfszenarien auf Naturkatastrophen beschränken. Die Kommission will auch die Sicherheit der Kraftwerke im Hinblick auf Terroranschläge oder Flugzeugabstürze überprüfen lassen. Von den osteuropäischen EU-Staaten kritisierte zuletzt Tschechien den Plan des Kommissars. Eine Kontrolle der Reaktoren sollte nicht einheitlich stattfinden. Heute beraten in Brüssel die Atomaufsichtsbehörden der EU-Mitgliedstaaten über die Ausgestaltung der Tests.