Tripolis. Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi bleibt im Visier der Nato. Bei Luftangriffen auf Ziele in der Hauptstadt Tripolis feuerten Nato-Kampfflugzeuge in der Nacht zu Dienstag mehrere Raketen auf Gebäude ab, zu denen nach Berichten von Augenzeugen auch eine Unterkunft Gaddafis gehörte. Gaddafis jüngster Sohn und drei seiner Enkel waren Ende April bei einem Angriff getötet worden. Der Machthaber wurde seitdem nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen.

Bewohner der Hauptstadt berichteten von heftigen Explosionen. Laut Augenzeugen gehörten die Angriffe zu den schwersten Bombardements seit Beginn der internationalen Luftschläge gegen das Regime. Das Militärbündnis flog schwere Angriffe gegen Kommandozentralen des Machthabers. Auch ein Stützpunkt des Militärgeheimdienstes sei getroffen worden, berichteten Oppositionsmedien und arabische Fernsehsender. Die Nato sprach lediglich von "drei Kontroll- und Kommandoeinrichtungen". Bewohner in der libyschen Hauptstadt hörten laute Explosionen.

Unterdessen mehren sich die Indizien dafür, dass der Kreis der Unterstützer Gaddafis schrumpft. Ein Augenzeuge berichtete in Tripolis, an einigen Schulen sei die Fahne der Aufständischen gehisst worden. Die Opposition berichtete von kleineren Demonstrationen in den Stadtteilen Souk al-Dschumaa und Tadschura.

Die Nothilfekoordinatorin der Vereinten Nationen, Valerie Amos, rief zu einer Waffenpause auf, damit Hilfsgüter verteilt werden könnten. Ungeachtet der Forderungen der internationalen Gemeinschaft würden Zivilisten weiter angegriffen. Die Konfliktparteien sollten Zivilisten verschonen, verlangte Amos.