Für zwei Stunden durften Japaner in ihre Häuser

Tokio. Sie trugen Schutzkleidung, waren mit Strahlenmess- und Funkgeräten ausgestattet - und sie durften nur zwei Stunden bleiben. Knapp 100 frühere Einwohner aus der Sperrzone um das beschädigte japanische Atomkraftwerk Fukushima durften gestern kurz in ihre Häuser zurückkehren. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich so aufgeregt sein würde, in mein Haus zurückzugehen", sagte ein Einwohner des Ortes Kawauchi dem TV-Sender Asahi.

Es war der erste organisierte Besuch in dem verstrahlten Gebiet, seit die Regierung nach dem schweren Erdbeben und Tsunami vom 11. März eine 20-Kilometer-Sperrzone um das Kraftwerk eingerichtet hatte. Die 95 Bewohner, die ihre Häuser aufsuchen durften, waren genau instruiert worden, wie sie sich in der Sperrzone zu verhalten haben. Verboten war, Haustiere oder Nahrung mitzunehmen. Jeder Bewohner durfte nur eine kleine Plastiktüte mit persönlichen Dingen wie Familienfotos, Geld und Bankunterlagen füllen.

Der Betreiber des havarierten Atomkraftwerks beantragte gestern Finanzhilfe des Staates. Die Kassen von Tepco seien leer, klagte Konzern-Präsident Masataka Shimizu. Das Unternehmen brauche die Unterstützung, um die vom Unfall Betroffenen zügig zu entschädigen und Strom in Ölkraftwerken zu erzeugen.

Die japanische Regierung lässt ihren Plan für einen weiteren Ausbau der Atomenergie fallen. Ministerpräsident Naoto Kan sagte, Japan müsse seine langfristige Energiepolitik völlig neu überdenken. Ursprünglich sollte der Anteil der Atomenergie an der Stromproduktion in Japan von derzeit 30 auf 50 Prozent gesteigert werden.