Kandahar. Mit einer zwei Tage langen Angriffsserie haben die radikalislamischen Taliban am Wochenende die südafghanische Stadt Kandahar in Atem gehalten. Sie attackierten zahlreiche Regierungsgebäude in der Hauptstadt der gleichnamigen Unruheprovinz, darunter auch den Sitz des Gouverneurs, mit Selbstmordkommandos, Schusswaffen und raketengetriebenen Granaten. Mindestens 18 Menschen kamen bei der Angriffsserie ums Leben, darunter 14 Aufständische und zwei Sicherheitskräfte. Rund 50 weitere Menschen wurden verletzt.

Soldaten der Nato unterstützten die einheimischen Sicherheitskräfte bei den auch am Sonntag noch andauernden Gefechten mit den Aufständischen. Ein Sprecher der Nato-Truppe Isaf bezeichnete die Attacken als "spektakulär". Sie seien jedoch "fehlgeschlagen". Nach Angaben eines Taliban-Sprechers war die Angriffsserie seit Wochen geplant und stand nicht im Zusammenhang mit der Tötung von Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden durch die USA. Die Attacken seien Teil der angekündigten "Frühjahrsoffensive", sagte Jusuf Ahmadi. Der afghanische Präsident Hamid Karsai sprach dagegen von "Racheakten". Am Freitag hatten die Taliban erklärt, Bin Ladens Tod gebe ihrem Kampf gegen die afghanischen und internationalen Truppen am Hindukusch "neuen Antrieb".

In Kandahar waren Ende April bei einer Massenflucht fast 500 Taliban-Häftlinge aus einem Gefängnis entkommen. In der Nähe unterhält die Nato einen ihrer wichtigsten Luftstützpunkte am Hindukusch.