Seoul. Knapp sechs Jahrzehnte nach dem Ausbruch des Koreakrieges, der von 1950 bis 1953 tobte, spitzt sich die Lage auf der Koreanischen Halbinsel wieder dramatisch zu. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-il brach alle Gesprächskontakte mit dem Süden ab und versetzte nach Berichten von Überläufern seine Streitkräfte in Alarmbereitschaft. Südkoreanischen Schiffen, die die Seegrenze verletzen, wurde mit Beschuss gedroht. Die Nationale Verteidigungskommission in Pjöngjang rief Soldaten und Reservisten auf, sich auf einen "Heiligen Krieg" vorzubereiten.

Hintergrund sind die Handelssanktionen Südkoreas. Die Regierung in Seoul hatte sie gegen den Norden verhängt, nachdem ein internationales Expertenteam zu dem Ergebnis gekommen war, ein nordkoreanischer Torpedo habe die südkoreanische Korvette "Cheonan" am 26. März im Gelben Meer versenkt. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon, selbst Südkoreaner, sagte, die Beweise gegen Nordkorea seien "überwältigend". Ban sagte, er rechne damit, dass sich nun der Sicherheitsrat mit der Versenkung des Schiffes beschäftigen werde. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte bei einem Besuch in Peking, China und die USA hätten eine "gemeinsame Verantwortung" für Frieden und Sicherheit auf der Koreanischen Halbinsel. Beide müssten in der jetzigen Lage zusammenarbeiten.