Verhafteter Einwanderer gesteht, das Bombenauto am Times Square platziert zu haben

Hamburg/New York. Am New Yorker Flughafen John F. Kennedy International war der fahrbare "Jetway", die Passagierbrücke, bereits von Flug Emirates 202 nach Dubai zurückgezogen worden, als Ermittler herangestürmt kamen und die Boeing 777 aufhielten, die gerade Richtung Startbahn rollte. Um 23.45 Ortszeit wurde der 30-jährige Faisal Shahzad, ein US-Bürger pakistanischer Abstammung, aus dem Flugzeug geholt und abgeführt. Er wollte über Dubai nach Islamabad in Pakistan weiterfliegen. Die Maschine wurde sieben Stunden lang festgehalten, sämtliches Gepäck durchsucht.

Wie aus Ermittlerkreisen verlautete, führten Mobiltelefon-Verbindungen auf Shahzads Spur, er gab zu, für das gescheiterte Autobomben-Attentat am Sonnabend am Times Square in New York verantwortlich zu sein. "Er hat gestanden, den Geländewagen gekauft, den Sprengsatz zusammengebaut, ihn in das Auto gelegt, den Wagen dort geparkt und den Platz verlassen zu haben", sagte ein Ermittler.

Der aus Feuerwerkskörpern und Weckern gebaute Zünder hatte nicht richtig funktioniert - Manhattan war nach dem 11. September 2001 eine weitere Katastrophe erspart geblieben. Shahzad war erst kürzlich aus Pakistan zurückgekehrt, er hatte davor mit seiner Frau und zwei Kindern in Bridgeport, Connecticut, in einem Haus im Kolonialstil gewohnt und Nachbarn erzählt, er arbeite an der Wall Street.

"Die haben ihn in der allerletzten Sekunde gefasst", sagte ein Ermittlungsbeamter. US-Justizminister Eric Holder sagte, die Autobombe wäre "tödlich" gewesen. Die Möglichkeit einer internationalen Verbindung werde geprüft. Es sei klar, "dass dieser Terrorakt darauf abzielte, Amerikaner zu töten". Die US-Regierung bat Pakistan um Hilfe bei den Ermittlungen. Das Außenministerium in Islambad erklärte, Außenminister Shah Mahmud Kureshi habe US-Botschafterin Anne W. Patterson jede erdenkliche Unterstützung zugesagt. Am Abend wurden in Pakistan zwei Männer festgenommen, mit denen Shahzad in den vergangenen Tagen telefoniert hatte.

In der Vernehmung habe Shahzad angegeben, allein gehandelt zu haben, berichten US-Medien. Doch die gemeinsame Antiterroreinheit aller US-Behörden geht davon aus, dass die Tat nicht die eines "einsamen Wolfes" war. So werden in den USA Terroristen genannt, die allein handeln.

Die Fahrzeug-Identifikationsnummer des Nissan Pathfinder war an einigen Stellen herausgefeilt worden, doch die Ermittler fanden noch eine Nummer an der Unterseite des Motorblocks. Der Geländewagen war vor drei Wochen in einem Einkaufszentrum in Connecticut gekauft worden, wie CNN berichtete. Der Käufer habe 1800 Dollar bar ohne Kaufvertrag bezahlt und sei rasch davongefahren.

Er habe ausgesehen, als sei er lateinamerikanischer oder nahöstlicher Abstammung, sagte der Vorbesitzer des Nissan. Als ihm die Beamten Fotos von Shahzad zeigten, konnte er ihn als Käufer sofort identifizieren. Die Fahnder hatten aktuelle Fotos des Verdächtigen, weil Feisal Shahzad erst am 17. April 2009 amerikanischer Staatsbürger geworden war.

Auch für die Ermittler ist es ein Glücksfall, dass der Wagen nicht explodierte. Üblicherweise sind Beweise bei Autobomben schwer zu sichern, weil sie meistens durch Explosion und Hitze vernichtet werden. "Er hat zwar versucht, seine Spuren zu verwischen", sagte der Bombenexperte Kevin Barry der "New York Times", aber er habe "mehr Hinweise hinterlassen als ein unmaskierter Bankräuber. Der Kerl hat außer seiner Brieftasche alles zurückgelassen." In dem Wagen dürften sich vor allem Fingerabdrücke und genetisch verwertbare Beweise wie Haare und Körperzellen finden.

Die Ermittler der Bundesbehörden wundern sich über die Anordnung der Bomben-Bestandteile: zwei neonfarbene Wecker im Fußraum der Rücksitze, die beiden Benzinkanister auf den Rücksitzen, dazwischen Behälter mit Feuerwerkskörpern. Dahinter waren drei Propangasflaschen angeordnet, an einem waren Knallkörper befestigt. In einem Karton lag ein mit nicht explosivem Dünger gefüllter metallener Gewehrschrank.

"Ich nenne das eine Rube-Goldberg-Maschine", sagte der Autobombenexperte James Cavanaugh. Darunter versteht man einen komplizierten Apparat, der eine einfache Aufgabe unnötig umständlich erledigt, wobei die Chance des Scheiterns groß ist. "Der Wunsch der Terroristen nach einer verheerenden Bombe war größer als ihre Fähigkeiten", sagte Cavanaugh.