Frischluftzuschläge für Förster und andere Kuriositäten aus dem staatlichen Füllhorn

Berlin. Zugegeben, hierzulande weiß man nicht allzu viel über die Arbeit griechischer Förster, aber anscheinend sind sie lieber drinnen als draußen. Anders ist nicht zu erklären, dass sie bisher kräftige Lohnzuschläge erhalten, sobald sie sich an die frische Luft begeben.

Griechische Beamte können sich ihre Zuschläge schon dadurch sichern, dass sie pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen. Kommen sie nicht oder niemals pünktlich, macht das im Prinzip auch nichts, denn ein griechischer Beamter ist unkündbar. Fühlt er sich durch sein Beamtendasein trotzdem irgendwann geschlaucht, kann er beschließen, schon vor Erreichen seines fünfzigsten Geburtstags in Pension zu gehen. Nett haben es in Griechenland auch die unverheirateten beziehungsweise geschiedenen Beamtentöchter. Die erhalten nach dem Tod ihrer Eltern deren Pension. Diese freundliche Geste ist Athen bislang pro Jahr 550 Millionen Euro wert gewesen.

In Griechenland sind bisher 14 Monatsgehälter üblich. Ein halbes Monatsgehalt gibt es zu Ostern obendrauf, ein weiteres im Sommer. Das 14. Gehalt, das zu Weihnachten ausgezahlt wird, setzt eine wahre Welle in Gang: Taxifahrer, Restaurantbesitzer und Friseure dürfen im Dezember legal eine Sondergebühr erheben, die sie ganz selbstverständlich als "Weihnachtsgeschenk" bezeichnen.

Angesichts dieser Zustände ist es eigentlich kein Wunder, dass sich laut Umfrage vier von fünf Hellenen über die Einsparungen beschweren, die ihrem Land auferlegt werden sollen und die sie viele ihrer bisherigen Privilegien kosten werden. Für heute und morgen ist ein Generalstreik angekündigt, und vermutlich werden die Förster und die ledigen Beamtentöchter vorneweg marschieren. Wahrscheinlich muss man das Land der Griechen wie einst Goethe mit der Seele suchen, um zu begreifen, dass diese Seele kompliziert ist. Denn dieselbe Umfrage sagt, dass 84 Prozent der Befragten den Offenbarungseid ihrer Regierung für "eine große Gelegenheit" halten, das Land zu reformieren und zu modernisieren.

Und da gibt es viel zu tun. Unter anderem ist der Blick der Papandreou-Regierung auf das Kommissions-Problem gefallen. In Griechenland existieren Hunderte von sinnlosen Kommissionen. Den Vogel schießt dabei ein Gremium ab, das einen See verwaltet, der bereits seit achtzig Jahren ausgetrocknet ist.

Athen hat angekündigt, mindestens 200 dieser Zirkel, die pro Jahr 100 Millionen Euro verschlingen, zusammenzulegen oder aufzulösen. Vermutlich wird man zu diesem Zweck erst mal eine Kommission bilden.

Dennoch finden es 31,2 Prozent der Griechen empörend, dass Brüssel sie nun unter Kuratel gestellt hat. "Zornig" mache sie das, sagen sie. 30,6 Prozent sind nur "enttäuscht und ängstlich". Von Scham sprechen immerhin 22,8 Prozent der Befragten.