Berlin. Nicht nur zwischen Männern und Frauen klafft eine Lohnlücke, auch bei weiblichen Beschäftigten in Ost und West zeigt sich Bedenkliches.

Die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern schließt sich nur langsam. Noch immer verdienen Frauen deutlich weniger als Männer, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen, die dieser Redaktion exklusiv vorliegen. Demnach erhielten Frauen im Verdienstmonat April 2023 im Durchschnitt einen Brutto-Stundenlohn in Höhe von 22,16 Euro, während Männer auf 26,40 Euro kamen – ein Unterschied von 16 Prozent.

Auf den Monat gerechnet ergibt dies bei einem Durchschnittsgehalt von 2523 Euro bei Frauen und 3768 Euro bei Männern eine deutliche Lohnlücke von 1245 Euro – also 33 Prozent. „Nicht das Gendersternchen, sondern eine Lohnlücke von 1245 Euro sollte die Politik, besonders die Bundesregierung, umtreiben“, sagte Sahra Wagenknecht, deren Partei „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) die Erhebung zum Verdienst in Auftrag gegeben hat, dieser Redaktion.

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Die Löhne von Frauen seien alarmierend gering, erklärte Wagenknecht. „Mit dem Lohn, den Frauen durchschnittlich beziehen, ist eine auskömmliche Rente nahezu ausgeschlossen.“ Ein Grund dafür ist nach wie vor, dass Frauen sehr viel öfter in schlechter bezahlten Jobs – etwa in Sozialberufen – tätig sind. Aber auch die Wochenarbeitszeit ist den Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge ein Faktor, der den geringeren Verdienst erklärt.

Wochenarbeitszeit ist im Westen deutlich geringer als im Osten

So arbeiteten Frauen im Durchschnitt nur 26,2 Stunden in der Woche, während Männer auf eine wöchentliche Arbeitszeit 32,9 Stunden kamen. Im Westen Deutschlands zeigt sich der Unterschied noch deutlicher: Dort arbeiteten Frauen im Schnitt 25,7 Stunden in der Woche – Männer immerhin 32,7 Stunden. Im Osten fällt die Lücke in der Wochenarbeitszeit weiterhin deutlich kleiner aus (Frauen 29,9 Stunden, Männer 33,9).

Sahra Wagenknecht (BSW / Bündnis Sahra Wagenknecht) sieht in den Zahlen zum Verdienst in Deutschland sozialen Sprengstoff.
Sahra Wagenknecht (BSW / Bündnis Sahra Wagenknecht) sieht in den Zahlen zum Verdienst in Deutschland sozialen Sprengstoff. © FUNKE Foto Services | Sascha Fromm

Dass Beschäftigte in Ostdeutschland länger arbeiteten, heißt aber nicht, dass sie auch mehr verdienten – im Gegenteil. Im Westen lag der Durchschnittsverdienst von Männern bei 3854 Euro, im Osten dagegen nur bei 3163 Euro. Bei Frauen zeigt sich ein ähnliches Bild: Sie verdienten in den alten Bundesländern 22,47 Euro pro Stunde, im Osten aber nur 20,34 – und das, obwohl ostdeutsche Arbeitnehmerinnen im Schnitt 4,2 Stunden mehr arbeiteten. „Das Lohnniveau in Deutschland ist gesellschaftlicher Sprengstoff“, erklärte Wagenknecht mit Blick auf diese Zahlen. „Der Fleißige ist vielfach der Dumme.“

Beim Vergleich der Durchschnittslöhne in den Bundesländern zeigt sich zudem, dass Beschäftigte in den großen Städten deutlich mehr verdienten als im ländlichen Raum. Besonders gering fielen die Löhne den Zahlen des Statistikamts zufolge in Schleswig-Holstein (2890 Euro) und dem Saarland (2891 Euro) aus, am besten verdienten Beschäftigte in Hamburg (3678 Euro) und Berlin (3529 Euro).