Rom. „Urbi et Orbi“ hieß es am Ostersonntag mal wieder auf dem Peterplatz in Rom. Papst Franziskus sprach traditionell zu den Gläubigen.

Zum Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten hat Papst Franziskus (87) angesichts der Kriege im Gazastreifen und der Ukraine eindringlich zu Frieden gemahnt. „Frieden wird niemals mit Waffen geschaffen, sondern indem man die Hände ausstreckt und die Herzen öffnet“, sagte das Kirchenoberhaupt am Ostersonntag vor 60.000 Menschen auf dem Petersplatz in Rom. Besonders forderte er einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen, wo seit fast sechs Monaten die israelische Armee die islamistische Hamas bekämpft.

Ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen sei unerlässlich – allein zum Wohl der Kinder. „Wie viel Leid sehen wir in ihren Augen. Ihre Blicke fragen uns: Warum? Warum so viel Tod? Warum so viel Zerstörung?“, sagte der Pontifex. Krieg sei immer eine Absurdität und eine Niederlage. Papst Franziskus forderte auch einen garantierten Zugang für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen, wo viele Menschen hungern. Auch müssten die am 7. Oktober von Hamas-Terroristen und anderen Extremisten aus Israel in den abgeriegelten Küstenstreifen entführten Geiseln freigelassen werden.

Lesen Sie auch: Der Papst ist krank – Vatikan munkelt über Nachfolge

Die Welt sollte sich nach Franziskus‘ Worten gegen die stärker werdenden Winde des Krieges über Europa und den Mittelmeerraum wehren. Er warnte davor, der Logik der Waffen und Aufrüstung zu erliegen.

Papst Franziskus zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine

Der Papst äußerte sich auch zum mehr als zwei Jahre andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: „Ich rufe zur Achtung der Grundsätze des Völkerrechts auf und hoffe auf einen umfassenden Austausch aller Gefangenen zwischen Russland und der Ukraine: alle für alle!“ Vor zwei Wochen hatten Interview-Äußerungen des Papstes zum Hissen der „weißen Fahne“ im Ukraine-Krieg weltweit massiven Widerspruch ausgelöst. Dort sagte er: „Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln.“

Auch interessant: Netanjahus blindwütiger Krieg in Gaza ist eine Sackgasse

In der Osterbotschaft richtet der Papst üblicherweise den Blick auf Konflikte und Kriege und mahnt zu Frieden und Aussöhnung. In diesem Jahr erinnerte er auch an Konflikte in Syrien, im Libanon sowie zwischen Armenien und Aserbaidschan. Ebenfalls erwähnte er Haiti und Myanmar sowie den afrikanischen Kontinent. Die Friedensappelle von Franziskus wurden von Applaus der Gläubigen unterbrochen.

Die Ostermesse feierte er mit Zehntausenden Pilgern und Touristen. Unter großem Jubel wurde er danach mit dem Papamobil an den Menschenmassen vorbeigefahren – viele Gläubige riefen laut „Viva il Papa!“ (Es lebe der Papst). Bei Temperaturen um die 20 Grad mit starkem Wind war der Petersplatz gut gefüllt. Wie in jedem Jahr war der Platz mit zahlreichen Blumen und Pflanzen geschmückt.

Lesen Sie auch: Transfrau wird Pastorin – ausgerechnet in diesem Land

Höhepunkt war dann der „Urbi et Orbi“-Segen, also der Stadt und dem Erdkreis. Den Segen spendete Franziskus im Stehen. Zuvor las er seine Osterbotschaft im Sitzen vor. Der 87-Jährige ist seit geraumer Zeit gesundheitlich angeschlagen. Noch immer war seine Stimme etwas heiser. Er schien kurzatmig. Im Gegensatz zu vorherigen öffentlichen Auftritten musste aber kein Vatikan-Mitarbeiter seine Ansprache vorlesen.

Große Sorge um Papst Franziskus am Karfreitag

Am Karfreitag war die Sorge um Franziskus erneut groß gewesen: Kurzfristig und überraschend verzichtete er auf die Teilnahme an der Kreuzwegandacht am Kolosseum in Rom. Nur wenige Minuten vor Beginn der „Via Crucis“ am Kolosseum teilte der Heilige Stuhl mit, Franziskus werde die Prozession von seinem Wohnsitz im Vatikan aus verfolgen, um seine Gesundheit zu schonen. Franziskus leidet unter anderem seit Monaten unter den Folgen eines hartnäckigen Atemwegsinfekts. Langes Sprechen fällt ihm erkennbar schwer.

In Rom gelten zu Ostern üblicherweise hohe Sicherheitsvorkehrungen. Nach dem

islamistischen Terrorangriff bei Moskau

Blick auf die Crocus City Hall im Nordwesten Moskaus nach dem Terroranschlag. Mindestens 139 Menschen wurden getötet, rund 200 weitere verletzt.
Blick auf die Crocus City Hall im Nordwesten Moskaus nach dem Terroranschlag. Mindestens 139 Menschen wurden getötet, rund 200 weitere verletzt. © Vitaly Smolnikov/AP/dpa
Nikolai Patruschew ist ein glühender Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Nikolai Patruschew ist ein glühender Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. © Alexander Zemlianichenko/Pool AP/dpa
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko ist ein enger Partner von Kremlchef Wladimir Putin.
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko ist ein enger Partner von Kremlchef Wladimir Putin. © Mikhail Metzel/AP/dpa
1/3

am 22. März waren sie dieses Jahr besonders streng.

Auch in Jerusalem haben Christen Ostern gefeiert – im Schatten des Terrorangriffs der Hamas auf Israel vor rund einem halben Jahr und dem folgenden Gaza-Krieg. Patriarch Pierbattista Pizzaballa, der höchste katholische Würdenträger in der Region, feierte am Morgen in der Grabeskirche die Ostermesse. Mit Blick auf den Gaza-Krieg sagte er: „Diese gewaltige Krise hat unser aller Leben geprägt, ohne Unterschied.“ (dpa)