Oblast Donezk. Angeblich ist es Russland gelungen, in der Ukraine einen Kampfpanzer aus US-Produktion zu zerstören. Der Abschuss könnte Folgen haben.

Es war im Grunde nur eine Frage der Zeit: Russischen Streitkräften ist es offenbar erstmals gelungen, einen US-Panzer vom Typ Abrams in der Ukraine abzuschießen. Seit Montagmittag kursieren bei X, vormals Twitter, Videos, die einen brennenden Abrams-Panzer zeigen, angeblich in der Region um die kürzlich von russischen Truppen eroberte Stadt Awdijiwka, in der Oblast Donezk.

Video soll brennenden Panzer zeigen

Das Video ist augenscheinlich ein Zusammenschnitt zweier Aufnahmen. Die erste soll von einer russischen Aufklärungsdrohne stammen und zeigt einen Abrams, der entlang einer Straße schnell vorrückt. Nach dem Schnitt ist ein stark brennendes Wrack zu sehen, dessen Umrisse denen des Panzers aus US-Produktion ähneln. Eine Aufnahme vom eigentlichen Treffer existiert bislang nicht.

Mehrere, auch pro-westliche und pro-ukrainische, Accounts verbreiten die Aufnahme, das US-Magazin „Forbes“, der US-Militär-Tech-Blog „The War Zone“ und das ukrainische Nachrichtenportal „Nexta“ berichten ebenfalls. Genauso russische Medien. Eine Bestätigung von offizieller Stelle – ukrainisch wie US-amerikanisch – steht noch aus.

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Anders von russischer Seite: Von Russland eingesetzte Behördenvertreter in der Region Donezk haben Angaben gemacht, nach denen der Abschuss gelungen sein soll. „Unsere Soldaten haben von Anfang an gesagt, dass diese Panzer genauso brennen würden wie die anderen“, zitiert die Nachrichtenagentur RIA den russischen Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow.

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Bilder deuten auf Überleben der Besatzung hin

Auch Bilder von dem offenbar abgeschossenen Panzer existieren. Eines stammt angeblich von einem Drohnenpiloten. Das passt zu russischen Darstellungen, nach denen eine Drohne für den Abschuss des Abrams-Panzers verantwortlich sein soll. Das Bild zeigt den Panzer aus der Draufsicht, am Heck des Fahrzeugs sind mehrere Feuer zu erkennen, ansonsten scheint der Panzer weitgehend intakt. Ob jedoch eine einzelne Drohne oder mehrere für den Abschuss verwendet worden sind, ist noch unklar.

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Die sogenannten Blowout-Panels fehlen, was darauf hindeutet, dass die Munition des Fahrzeugs explodiert sein und die Crew überlebt haben könnte. Die Panele sind dafür gemacht, die Wucht einer Munitionsexplosion vom Fahrzeug wegzulenken und so die Besatzung zu schützen. Das andere Bild zeigt ein qualmendes Wrack, das einem Abrams ähnelt.

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Panzer Abrams erst seit Kurzem in der Region

Die Abrams-Panzer waren erst kurz zuvor in die Region entsandt worden. Das ukrainische Verteidigungsministerium hatte am vergangenen Freitag ein Video bei X veröffentlicht, das einen der Panzer, im Einsatz bei der 47. Mechanisierten Brigade, zeigte, unterlegt mit markiger Rockmusik. Ob der angeblich abgeschossene Panzer zu dieser Einheit gehörte, ist unklar.

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Vergangene Woche waren zudem Bilder eines zerstörten M1150-Minenräumfahrzeugs aufgetaucht, die ebenfalls in der Region Awdijiwka entstanden sein sollen. Der M1150 basiert auf dem Abrams-Panzer. Sechs Stück dieser Spezialfahrzeuge hat die Ukraine geliefert bekommen.

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Sollte der Abschuss sich bestätigen, wäre es ein großer Erfolg für die russische Seite. Erstens verfügt die Ukraine über gerade mal 31 Abrams-Panzer, der Verlust des Fahrzeuges wäre schmerzhaft. Zweitens lässt er sich propagandistisch ausschlachten.

Dazu käme, dass Russland wertvolle Informationen über das Fahrzeug aus dem Wrack gewinnen könnte, sollte es in russische Hände fallen.

Russland-Reportagen von Jan Jessen