Berlin. Das Umweltbundesamt warnt aktuell vor einem schädlichen Weichmacher. Die Suche nach dem Ursprung läuft auf Hochtouren.

In Nordrhein-Westfalen wurde unlängst ein Weichmacher im Urin von Kindern nachgewiesen, der hierzulande eigentlich verboten ist. Bundesweit tauchte Di-n-hexyl-Phthalat auch in Körperflüssigkeiten von Erwachsenen auf. Die Spurensuche machte an Ländergrenzen nicht halt, auch in Dänemark wurde der Weichmacher entdeckt.

Ein Umstand, der auch das Umweltbundesamt (Uba) auf den Plan rief. „Wir nehmen diese Belastung sehr ernst, denn der Fund dieses Stoffes ist eine wirklich heikle Sache“, sagte die Toxikologin Marike Kolossa, die im Umweltbundesamt das Fachgebiet Toxikologie und gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung leitet. Denn Di-n-hexyl-Phthalat könne die männliche Fruchtbarkeit schädigen und auch für Schwangere und Ungeborene gefährlich werden.

Hat sich der Weichmacher durch Sonnencreme verbreitet?

„Unser erster und vorläufiger Verdacht fällt auf Sonnenschutzmittel“, sagte Kolossa dem Magazin „Der Spiegel“. Denn in Proben, die die Experten im Sommer genommen hätten, sei der gefährliche Stoff öfters enthalten gewesen. Sowohl in der Verpackung als auch in dem Produkt selbst könne er verarbeitet worden sein, wie sie der „Süddeutschen Zeitung“ sagte: „Bei mir lag zum Beispiel mal eine Sonnencremetube ein halbes Jahr oben auf einem Schränkchen, und als ich sie wieder angefasst habe, ist mir das Zeug in den Händen zerbröselt.“

Die Toxikologin Marike Kolossa leitet im Umweltbundesamt das Fachgebiet Toxikologie und gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung.
Die Toxikologin Marike Kolossa leitet im Umweltbundesamt das Fachgebiet Toxikologie und gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung. © hbm4eu | HO

Trotz des Verdachts sollten Verbraucher nun nicht auf den wichtigen Sonnenschutz verzichten, rät Kolossa. „Sonnencreme schützt die Haut“, sagte sie dem „Spiegel“. Ein Verzicht sei schädlich.

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Weichmacher wohl in Europa verarbeitet

Weichmacher sind in unzähligen Produkten enthalten, von Lebensmittelverpackungen über Tapeten und Kabeln bis hin zu Sportbekleidung oder Kinderlernspielzeugen. Sie werden dafür verwendet, um die Materialien weich, bieg- oder dehnbar zu machen. Sie können durch Ausdünstung im menschlichen Körper landen. Kleine Kinder nehmen die Produkte aber auch gern in den Mund.

Aufgrund der schier endlosen Produktvielfalt begann für die Experten des Uba die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Inzwischen hat sich das Suchgebiet aber etwas eingeengt. Wie der „Spiegel“ weiter schreibt, hätten die Experten in Proben aus ausgewählten asiatischen Ländern keine auffälligen Rückstände des verbotenen Weichmachers gefunden. Da er aber in Dänemark nachgewiesen wurde, gehe man von Europa als Ursprungsort aus.

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