Kiew. Kein Gebietsverzicht, kein Deal mit Putin: Die Ukraine kann mit Michael Kretschmers Vorschlag eines Waffenstillstands nichts anfangen.

Die Ukraine hat eine Idee von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zu einem Waffenstillstand mit Russland unter eventuell vorübergehendem Gebietsverzicht abgelehnt. „Wenn die Ukraine sich mit dem zeitweisen Gebietsverlust abfindet, dann rücken die russischen Truppen näher an Deutschland und dabei Sachsen heran“, schrieb der Sprecher des Außenministeriums in Kiew, Oleh Nikolenko, am Mittwoch bei Facebook. Russlands Präsident Wladimir Putin sei aus seiner Dienstzeit in Dresden auch gut mit Sachsen vertraut.

Nikolenko erinnerte daran, dass sowohl Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) auf Putin einzuwirken versucht haben. „Zugeständnisse bei Gebieten führen unweigerlich zu einer größeren Aggression durch Russland, die fraglos über die Grenzen der Ukraine hinausgehen wird“, betonte Nikolenko.

Was die Ukraine unter „Kehrtwende“ versteht: Mehr Hilfen

Frieden in Europa ist nach seiner Überzeugung nur über eine Niederlage Moskaus erreichbar. Die einzig mögliche „Kehrtwende“ sei eine stärkere deutsche Unterstützung für die Ukraine. Dabei dankte Nikolenko gleichzeitig der Bundesregierung für die bisher gewährten Hilfen.

Die Ukraine wehrt seit über 22 Monaten mit massiver westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Deutschland ist dabei nach den USA der zweitstärkste Einzelunterstützer. Kretschmer hatte in einem Interview mit dieser Redaktion den Gedanken eines Waffenstillstands bei einem zeitweiligen ukrainischen Verzicht auf eigene Gebiete ins Gespräch gebracht. Eine endgültige Lösung werde Zeit brauchen. Zudem solle eine „Kehrtwende“ in der deutschen Russland-Politik zukünftige Konflikte vermeiden helfen, sagte er. (fmg/dpa)

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