Berlin. Alles ist hoch: der Personalmangel, die Unzufriedenheit und die Konkurrenz in der freien Wirtschaft. Die Länder müssen mithalten.

Die Beschäftigten der Länder können sich auf ein unerwartetes „Weihnachtsgeld“ freuen. Der Tarifabschluss ihrer Gewerkschaften macht es möglich. Bei diesen Verhandlungen hat sich die Vernunft durchgesetzt. Es gibt ein kräftiges Plus bei den Entgelten und eine steuerfreie Inflationsprämie. Damit erreicht das Gehaltsniveau wieder den Stand des restlichen öffentlichen Dienstes. Übermäßig ist der Abschluss auch nicht. Die nächsten Erhöhungen der Tabellenentgelte greifen erst in ein und zwei Jahren. Die bis dahin erlittenen Kaufkraftverluste werden dadurch nicht ausgeglichen.

Wolfgang Mulke ist Wirtschaftskorrespondent.
Wolfgang Mulke ist Wirtschaftskorrespondent. © privat | Privat

Für die Arbeitgeber wird der Abschluss zwar teuer. Doch angesichts des Personalmangels und der Unzufriedenheit vieler überlasteter Beschäftigter hat sich die Einsicht breit gemacht, dass allein die Sicherheit der Jobs keine neuen Bewerber mehr anzieht. Der öffentliche Dienst muss mit viel Konkurrenz aus der privaten Wirtschaft mithalten, eben auch bei der Bezahlung.

Im öffentlichen Dienst fehlen 300.000 Leute. Die Arbeit muss attraktiver werden. Eine Forderung dazu haben die Gewerkschaften Verdi und Beamtenbund trotzdem nicht auf den Verhandlungstisch gelegt. Eine Arbeitszeitverkürzung spielte bei den Verhandlungen keine Rolle. Die Aussichten darauf wären bei den öffentlichen Arbeitgebern auch mehr als gering gewesen. Das unterscheidet sie von der Lokführergewerkschaft GDL. In einer ganz ähnlichen Lage der Arbeitgeber mit Personalengpässen und schwieriger Finanzlage will die GDL eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich für einen Teil der Beschäftigten durchsetzen, ohne dass Produktivitätssteigerungen dies rechtfertigen würden. Die GDL sollte einsehen, dass sie den Bogen diesmal überspannt hat, und dafür sorgen, dass ihre Mitglieder auch bald mehr Geld erhalten.