Berlin. Nach drei Pandemiewintern brauchen Eltern erneut Geduld. Wenigstens bei den Kinderkrankentagen soll es jetzt leichter werden.

Es waren gleich drei Hiobsbotschaften, die Eltern mit kleinen Kindern in den vergangenen Tagen erreichten: Die Lücken bei wichtigen Arzneimitteln werden auch in diesem Winter klaffen. Ärzte rechnen mit hohen Infektionszahlen und Warteschlangen in den Praxen. Und: In den Kinderkliniken ist kein Ende des Bettenmangels in Sicht. Mit anderen Worten: Eltern brauchen Glück und Geduld – Glück, dass die Kinder nicht schwer krank werden und Geduld, um die seit Jahren bekannten Mängel ein weiteres Mal stoisch zu ertragen.

Julia Emmrich, Politik-Korrespondentin
Julia Emmrich, Politik-Korrespondentin © Anja Bleyl | Anja Bleyl

Es ist bitter. Nach drei Pandemiewintern mit geschlossenen Kitas, krankem Personal, fehlenden Medikamenten und heillos überlasteten Kinderarztpraxen stehen Eltern erneut vor einer Stress-Saison.

In Deutschland leben heute eine Million mehr Kinder als vor zehn Jahren

Ob es sie versöhnt, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach per Gesetz die Pharmafirmen zu mehr Vorratshaltung und heimischer Produktion verpflichtet hat? Wohl kaum, denn bis die Regeln greifen, dauert es. Ob sie darauf setzen, dass die EU im Notfall Medikamente von einem Land zum anderen umschichtet, wenn es irgendwo Engpässe gibt? Dazu muss man schon ein sehr großer Optimist sein.

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Ob es sie tröstet, dass Lauterbach jetzt die Regeln für die Kinderkrankentage so ändern will, dass Eltern erst am vierten Tag zum Arzt gehen müssen, um Kinderkrankengeld zu bekommen? Zumindest verringert das die Zahl der Patienten im Wartezimmer.

Die Langzeit-Misere in der Kindermedizin hat viele Ursachen. Aber alle haben mit mangelnder Weitsicht in der Planung zu tun. Die Zahl der Kinder unter 14 Jahren ist in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren um mehr als eine Million gestiegen. Die Politik hat schlicht verschlafen, darauf zu reagieren.

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