Kornidzor. 53.000 Menschen sind auf der Flucht aus Bergkarabach – manche nicht zum ersten Mal, doch nun für immer. Sie sind Zeugen eines Exodus.

Edgar Shabulyan steht in den Wolken aus Staub und Abgasen und schaut in die Autos, die sich langsam an ihm vorbeiquälen. In vielen sitzen sechs oder sieben Menschen. Shabulyan blickt in erschöpfte Gesichter, er sieht die Gepäckbündel auf den Autodächern, es sind die Habseligkeiten, die die Menschen in den Fahrzeugen retten konnten. Wenn der 38-Jährige ein Kind unter den Flüchtlingen sieht, reicht er ihm eine Tafel Schokolade. Es ist für die Kleinen die erste Süßigkeit, die sie seit neun Monaten essen können.

Shabulyan weiß, was diese Menschen durchmachen. Er ist vor drei Jahren selbst aus Bergkarabach geflohen. „Diesmal werden alle vertrieben“, sagt er traurig. Er ist Zeuge eines Exodus, des Endes der jahrhundertealten armenischen Geschichte Bergkarabachs.