Berlin. Die Asyl-Politik der Union beunruhigt Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa. Ein Satz erinnert sie „an eine Zeit, die 90 Jahre her ist“.

Eva Maria Welskop-Deffaa, die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, hat sich „beunruhigt“ über den Kurs der Unionsparteien in der Migrationspolitik geäußert. „Die Union scheint bemüht, in der Migrationspolitik eine konservativ wirkende Fahne hochzuhalten – ganz egal, was an Substanz dahintersteckt“, sagte die Chefin des katholischen Wohlfahrtsverbandes unserer Redaktion.

Der CDU-Vorschlag zur Abschaffung des individuellen Asylrechts sei nach ihrer Einschätzung nicht gerichtsfest. „Das müssten auch die dafür Verantwortlichen wissen. Ich halte es für fahrlässig, mit unrealistischen Vorschlägen eine Migrationsdebatte anzuheizen, anstatt gemeinsam Lösungen zu suchen.“

Lesen Sie das gesamte Interview: Caritas-Präsidentin über Mindestlohn – „Da passt etwas nicht“

Kritik an Ramsauer-Aussage: "erinnert an eine Zeit, die 90 Jahre her ist"

Scharf kritisierte Welskop-Deffaa den CSU-Politiker Peter Ramsauer, der im Zusammenhang mit Geflüchteten von „Ungeziefer“ gesprochen hatte. „Diese Wortwahl erinnert an eine Zeit, die 90 Jahre her ist“, sagte die Caritas-Präsidentin. „Ich finde das unerträglich.“ Ramsauer hatte nach heftiger Kritik gesagt, die im Rahmen eines Interviews gefallene Aussage sei nicht zur Veröffentlichung gedacht gewesen.

Deutschland sei darauf angewiesen, dass Menschen aus dem Ausland hierher kommen, sagte Welskop-Deffaa. „Geflüchtete sind nicht vom ersten Tag an als Arbeitskräfte einsetzbar, aber dank intensiver Bemühungen gelingt Integration immer wieder schnell“, sagte sie. „Die Caritas verdankt es auch dem Einsatz von Menschen die als Geflüchtete zu uns kamen, dass wir unsere Angebote in der Pflege aufrechterhalten können, nicht wenige finden Beschäftigung bei uns.“

Mehr zum Thema: So viele der Flüchtlinge von 2015 haben inzwischen einen Job

Es sei aber ein Problem, dass manche Kommunen wieder Turnhallen zur Unterbringung Geflüchteter nutzen. „Es schwächt die Bereitschaft zur Aufnahme stark, wenn Schulklassen monatelang keinen Sportunterricht haben“, sagte Welskop-Deffaa. Die Caritas-Präsidentin beklagte zudem, dass die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge „dramatisch“ gestiegen sei. „Die Jugendhilfe-Einrichtungen haben viel zu wenig Plätze“, sagte sie. Eine gute Betreuung sei entscheidend für die Integration und auch für den Einstieg in den Arbeitsmarkt. „Deswegen sind wir besorgt, wenn eine Politik der Einsparungen dazu führt, dass es weniger Unterstützungsangebote gibt.“