Berlin. Olaf Scholz hielt auf dem Kirchentag in Nürnberg eine Rede mit Folgen: Der Witz, den er über Geflüchtete machte, sorgt für Kritik.

Humor ist eine sehr individuelle Angelegenheit, denn was der eine lustig findet, kann die andere zutiefst verletzten. Das wurde auf dem diesjährigen Deutschen Evangelischen Kirchentag mehr als deutlich. Auf der Veranstaltung, die vom 07. bis zum 11. Juni in Nürnberg unter dem Motto "Jetzt ist die Zeit" stattfindet, sprach neben Politikerinnen und Politikern wie Annalena Baerbock (Grüne) und Friedrich Merz (CDU), nämlich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Sein Auftritt bliebt jedoch nicht ohne Folgen. Denn in seiner Rede, in der er unter anderem über den Ukraine-Krieg und Religion sprach, erzählte der Bundekanzler plötzlich einen Witz, über den sich streiten lässt: "Deutschland muss einen großen Strand am Mittelmeer haben. Denn tatsächlich kommen mehr Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, in Deutschland an als in den Mittelmeeranrainerländern im Einzelnen", so der SPD-Politiker.

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In Nürnberg sorgt der Witz für Applaus, auf Twitter für Kritik

Wie aus einer Videoaufzeichnung von "phoenix" auf Youtube hervorgeht, war der Zusammenhang dieses Witzes eine längere Rede von Scholz über die Flüchtlingspolitik. Kurz zuvor sprach er davon, dass Deutschland ein Land sei, das "immer offen ist für Flüchtlinge" und in dem eine "große Solidarität" mit Geflüchteten herrsche. Obwohl man diese Solidarität auch weiterhin organisieren werde, so Scholz, müsse klar sein, dass von den Geflüchteten nur jene bleiben können, die dafür "gute Gründe" haben. Damit das möglich sei, bedürfe es unter anderem einer Solidarität in ganz Europa. Denn "die Krux" sei dem Bundekanzler zufolge momentan, dass die meisten Asylanträge in Deutschland gestellt würden, obwohl sich die Antragsteller vorher bereits in anderen EU-Ländern aufhielten, ohne dort registriert zu werden. Lesen Sie auch: EU-Asylreform: Wie sich die Pläne auf Deutschland auswirken

Für den dann folgenden Witz über einen deutschen Mittelmeerstrand – den Scholz nach eigener Angabe auch schon beim Europäischen Rat gemacht hat – bekommt der Bundeskanzler vor Ort zwar Applaus, aber auf Twitter sorgt die Aussage im Nachhinein für Kritik.

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Bernd Riexinger bezeichnet den Witz als "geschmacklos"

So weist etwa die zivile Seenotrettung Sea-Watch darauf hin, dass es alleine 2023 über 1150 Tote im Mittelmeer gegeben habe und "wer darüber lachen kann, sollte keinen Staat regieren", heißt es in dem Tweet. Auch Bernd Riexinger (Die Linke) bezeichnet den Witz des Bundeskanzlers als "geschmacklos" und fragt auf Twitter, was lustig daran sei, dass "jedes Jahr hunderte Menschen tot an Strände im Mittelmeer gespült werden". Laut UN-Flüchtlingshilfswerk sind seit 2015 insgesamt mehr als 20.000 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer nach Europa ertrunken oder werden vermisst.

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In der Diskussion, die auf Twitter daraufhin ins Rollen kam, wird Scholz von einigen Menschen aber auch in Schutz genommen. So wird zum Beispiel daraufhin gewiesen, dass der Witz lediglich veranschaulichen solle, wie "ungleich" die Migranten auf die europäischen Länder verteilt werden. Doch die Mehrheit der sich zu Wort Meldenden scheint den Bundeskanzler für seine Anekdote zu verurteilen. Sogar aus den eigenen Reihen bekommt Scholz Gegenwind: "So sollte ein sozialdemokratischer Bundeskanzler niemals über Menschen sprechen", kommentierte die SPD-Mitglied und Influencerin Lilly Blaudszun den Witz des Bundeskanzlers auf Twitter.

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