Berlin. Musikevents, Ausstellungen, CDs und Bücher – und das alles für lau. Wie der Kulturpass funktioniert und wie man an das Geld gelangt.

Gute Nachrichten für junge Leute: Die Bundesregierung macht 200 Euro für Freizeitangebote locker. Mit dem sogenannten Kulturpass sollen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Zum einen sollen junge Menschen wieder mehr für Kunst und Kultur vor Ort begeistert werden. Zum anderen soll die Branche gestärkt werden, die finanziell immer noch unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie leidet.

Was ist der Kulturpass?

Mit dem Kulturpass können junge Erwachsene Tickets für Events und Produkte im Wert von 200 Euro kaufen. Dazu gehören zum Beispiel: Kino, Konzerte, Parks, Theater, Museen und Ausstellungen. Aber auch Bücher, CDs oder Musikinstrumente können damit bezahlt werden. Das Projekt startet am 14. Juni.

Was ist im Kulturpass enthalten?

Schon seit Mai können Kulturschaffende einen Shop einrichten und ihre Angebote auf einer Online-Plattform registrieren. Bisher haben das über 700 Anbieter getan. Fast 1,6 Millionen Veranstaltungen und Produkte sind schon im Repertoire. Der Kulturpass ist auf lokale Kulturevents beschränkt. Große Verkaufsplattformen, Streaming-Angebote, Computerspiele und Online-Versandhändler sind ausgeschlossen.

Wer kann sich für den Kulturpass registrieren?

Der Kulturpass richtet sich an alle jungen Erwachsenen in Deutschland, die in diesem Jahr 18 Jahre alt geworden sind oder noch werden. Laut Statistischem Bundesamt sind das ungefähr 750.000 Menschen.

Was muss ich tun, um das Geld zu bekommen?

Um als 18-Jähriger an die 200 Euro zu gelangen, ist eine Online-Registrierung nötig. Dafür gibt es eine Webseite und auch eine Kulturpass-App, die ab dem 14. Juni heruntergeladen werden kann. Für die Registrierung wird eines der drei folgenden Dokumente benötigt: ein Personalausweis mit Online-Ausweis-Funktion, eine eID-Karte oder für Nicht-EU-Bürger mit Wohnsitz in Deutschland ein elektronischer Aufenthaltstitel. Um ein Ticket oder ein Produkt auszuwählen, wird es digital reserviert und dann vor Ort bei den Kulturschaffenden abgeholt. Das Guthaben kann über zwei Jahre eingelöst werden. Die Kosten werden den Anbietern im Nachhinein erstattet.

Woher kommt das Budget für den Kulturpass?

Der Bundestag stellt für den Kulturpass 100 Millionen Euro zur Verfügung. Die Mittel kommen aus dem Kulturetat des Bundes. Das Pilotprojekt ist eine Initiative des Deutschen Bundestages, Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Bundesfinanzminister Christian Lindner.

Wie lange wird es das Pilotprojekt geben?

Es startet in diesem Jahr. Sollte der Kulturpass erfolgreich sein, soll er fortgesetzt werden und in einem zweiten Schritt auch für Jugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren geöffnet werden.

Wieso hat die Bundesregierung den Kulturpass ins Leben gerufen?

Mit dem Pilotprojekt sollen lokale Kulturanbieter unterstützt werden, die durch die Corona-Pandemie besonders hart getroffen wurden. Um die Nachfrage zu stärken und vor allem auch das jüngere Publikum wieder für Kultur zu begeistern, hat sich die Bundesregierung ein Vorbild an anderen europäischen Ländern genommen und den Kulturpass eingeführt.

Hintergrund: Mehrheit ist Erhalt von Kultur wichtig, aber kaum einer nutzt Angebote

Eine aktuelle repräsentative Umfrage der Bertelsmann-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass der Mehrheit der deutschen Bevölkerung Kultur zwar wichtig ist. Allerdings fällt in den Studiendaten auf, dass das Interesse offenbar nicht zwangsläufig zur Folge hat, dass die Angebote auch genutzt werden. So finden zum Beispiel über die Hälfte der Befragten, dass Theaterhäuser auch für kommende Generationen erhalten bleiben sollten. Aber für nur neun Prozent stellen sie tatsächlich einen wichtigen Teil im Leben dar.

Gerade junge Menschen unter 30 Jahren sagen überdurchschnittlich häufig, dass sie sich im Theater fehl am Platz fühlen oder nicht wissen, wie sie sich dort richtig verhalten sollen. Ihnen ist es wichtig, dass aktuelle Stücke gezeigt werden und lockere Veranstaltungen angeboten werden, wo es auch etwas zu essen und trinken gibt. „Vor allem junge Menschen müssen für Kultur begeistert und als Publikum gewonnen werden. Sie müssen Theater und Museen als offene Orte verstehen. Nur so können Kunst und Kultur ihre enormen Kräfte entfalten“, sagt Kulturstaatsministerin Claudia Roth unserer Redaktion.