Washington. “Ich bin hier, weil Donald Trump mich vergewaltigt hat“, sagte E.J. Carroll im Prozess. Der Ex-Präsident spielt derweil mit dem Feuer.

Die Geringschätzung der Justiz, wenn sie sich denn gegen ihn richtet, droht Ex-US-Präsident Donald Trump im laufenden Zivilprozess um die bald 30 Jahre zurückliegenden Vergewaltigungsvorwürfe der Kolumnistin E.J. Carroll zum Verhängnis zu werden.

Weil Trump vor dem zweiten Verhandlungstag den Prozess auf seinem Social-Media-Portal "Truth Social" als "verlogene und falsche Geschichte" sowie "Hexenjagd" bezeichnet hatte, droht Richter Lewis Kaplan mit zusätzlichen juristischen Schritten gegen den 76-Jährigen.

Die Äußerungen, die geneigt seien, die zwölf Geschworenen zu beeinflussen, hätten niemals öffentlich ausgesprochen werden dürfen, sagte Kaplan am Mittwochmittag in New York.

Prozess gegen Trump: Beiträge auf "Truth Social" gelöscht

Trumps Anwalt Joe Tacopina sicherte kleinlaut zu, alles zu unternehmen, damit der im Verfahren bisher selbst durch Abwesenheit glänzende Unternehmer nicht weiter durch verunglimpfende Beiträge in sozialen Medien Öl ins Feuer gießt. "Ich werde mein Bestes tun", sagte der Verteidiger.

Kurz danach wurden zwei Beiträge, in denen Trump am Morgen unflätig über die heute 79-jährige Carroll hergefallen war, gelöscht. Trump hatte unter anderem geschrieben: "Glaubt irgendwer, dass ich eine damals fast 60 Jahre alt Frau, die ich nicht kannte, vom Haupteingang eines sehr belebten Kaufhauses in einen kleinen Umkleideraum mitnehme (während ich, um es bescheiden auszudrücken, sehr bekannt war). Hat sie nicht geschrien? Waren da keine Augenzeugen? Hat das niemand gesehen?".

Die US-Autorin Carroll wirft Donald Trump vor, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Kaufhaus vergewaltigt.
Die US-Autorin Carroll wirft Donald Trump vor, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Kaufhaus vergewaltigt. © Bryan Woolston/AP/dpa

Carroll dagegen begann ihre Zeugenaussage mit Sätzen, die nachhallen: "Ich bin hier, weil Donald Trump mich vergewaltigt hat. Und als ich darüber schrieb, sagte er, es sei nicht geschehen. Er hat gelogen und meinen Ruf zerstört und ich bin hier, um zu versuchen, mein Leben wieder zurückzubekommen."

Vergewaltigungsprozess: Das wird Trump vorgeworfen

Begonnen habe alles, als Trump sie im Kaufhaus Bergedorf in Manhattan gefragt habe, ob sie ihm helfen könne, ein Geschenk für eine andere Frau auszusuchen. Es ging um Damen-Unterwäsche. Sie habe eingewilligt, in der Hoffnung, daraus können sich ein Aufhänger für eine Kolumne ergeben.

Später schilderte sie im Detail, wie der körperlich klar überlegene Trump sie in der Umkleidekabine an die Wand gedrückt, ihr die Hosen heruntergezogen und zwischen die Beine gegriffen habe. "Seine Finger gingen in meine Vagina, was sehr schmerzhaft war, sehr schmerzhaft", sagte die Publizistin den Tränen nahe, dann habe er seinen Penis "eingeführt". "Ich kann das, während ich heute hier sitze, immer noch fühlen."

Carroll erklärte im Gericht, dass sie seit dem Vorgang, der Anfang 1996 geschehen sein soll, keine sexuelle Beziehung mehr gehabt habe. Laut Carroll sei die Tat an einem Donnerstagabend geschehen, zu 100 Prozent sicher sei sie sich aber nicht. Dass sie erst viele Jahre später den Mut aufgebracht habe, ihre Erfahrung öffentlich zu machen, gehe auf Trumps öffentliche Rolle damals zurück. Sie habe Angst davor gehabt, dass er sie und ihren Ruf zerstören könnte.

Trumps Anwalt Tacopina stellt die Glaubwürdigkeit Carrolls grundlegend in Abrede. Er wirft ihr vor, aus Geldgier und Geltungssucht die Geschichte über die Vergewaltigung erfinden zu haben. Der Prozess wird voraussichtlich bis nächste Woche dauern. Ob Trump bis dahin persönlich in New York erscheinen wird, ist unklar.