Washington. Der US-Sender Fox News hat einen Millionen-Vergleich geschlossen. Experten warnen: Die Berichterstattung wird wohl nicht korrekter.

Auch wenn es mit 780 Millionen Dollar eine der größten „Freikauf-Zahlungen“ in der US-Justizgeschichte ist: Dass sich der quotenstärkste US-Politiksender Fox News nach dem Vergleich mit dem Wahlautomaten-Hersteller Dominion, dem er mit Absicht falsche Betrugsvorwürfe unterschob, vor den Präsidentschaftswahlen 2024 stärker der Wahrheit verpflichtet, damit rechnen US-Experten nicht.

Fox News wisse nun, „wie teuer Propaganda-Berichterstattung sein kann und dass man cleverer lügen muss”, heißt es unter Medien-Wissenschaftlern der American University in Washington. Die Skepsis speist sich aus mehreren Quellen.

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Fox News könne die Strafe „verschmerzen“. Der Mutterkonzern habe vier Milliarden Dollar in bar. 780 Millionen Dollar entsprächen etwa einem Viertel des Jahresumsatzes 2022.


Diese Bewertung kann sich natürlich ändern, wenn nach Dominion auch Smartmatic, ebenfalls eine Firma aus dem Bereich Wahlmaschinen-Technologie, erfolgreich sein sollte. Smartmatic wurde wie Dominion von Fox News bei den Wahlen 2020 des Betruges zu Lasten Donald Trumps bezichtigt. Das Unternehmen will in einem separaten Klageverfahren 2,7 Milliarden Dollar Entschädigung.

Fox News darf sich offiziell für unschuldig erklären

Entscheidender ist aus Sicht von Analysten, dass sich Fox News offiziell für unschuldig erklären darf. Es gab ja keinen Prozess. Selbst eine Verpflichtung, dass der Sender und Top-Moderatoren wie Tucker Carlson und Sean Hannity sich live für die gezielte Irreführung ihrer Zuschauer entschuldigen und die Kampagne gegen Dominion als „fake news“ deklarieren müssen, gibt es nicht.

Tucker Carlson (l), Moderator bei Fox News, hier mit Ex-Präsident Donald Trump bei einem Golfturnier, darf einfach weitermachen und muss sich nicht einmal entschuldigen.
Tucker Carlson (l), Moderator bei Fox News, hier mit Ex-Präsident Donald Trump bei einem Golfturnier, darf einfach weitermachen und muss sich nicht einmal entschuldigen. © dpa | Seth Wenig

Fox News-Nutzer haben von der Ablass-Zahlung am Dienstag so gut wie nichts erfahren. Auch nicht davon, dass Eric Davis, der zuständige Richter, die Lügen des Senders bereits vorher bestätigt hatte. Im geplatzten Prozess wäre es nur darum gegangen, ob Fox News dies mit „bösartiger” Absicht tat.

Fox News fürchtete die Abwanderung von Trump-Anhängern

Fox News schlug stattdessen, wie immer, lieber auf die Demokraten und Präsident Joe Biden ein. In einer Stellungnahme erklärte der Konzern sogar, dass der vorprozessuale Millionen-Vergleich verdeutliche, dass Fox News „den höchsten journalistischen Ansprüchen verpflichtet ist”.

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Ehrlicher, so unisono der Ton in vielen US-Medien, wäre es gewesen, wenn Fox News Klartext geredet hätte: Die Aussicht auf wochenlanges Waschen schmutziger Wäsche, die Ausbreitung interner Kommunikation bis hin zu Boss Rupert Murdoch, der die Berichterstattung seines Senders bekanntlich befremdlich fand, war dem Konzern mehr als unangenehm. Dann lieber zahlen.

Anwälte des Wahlautomaten-Hersteller Dominion informieren über den Vergleich mit Fox New. „Fox ist schuldig“ finden einer der Wartenden vor dem Gerichtsgebäude, der mit einem Schild demonstriert.
Anwälte des Wahlautomaten-Hersteller Dominion informieren über den Vergleich mit Fox New. „Fox ist schuldig“ finden einer der Wartenden vor dem Gerichtsgebäude, der mit einem Schild demonstriert. © dpa | Julio Cortez

So blieb der Öffentlichkeit verborgen, warum die von Trump-Anwälten penetrierte Geschichte vom angeblichen Wahlmaschinen-Betrug allabendlich gesendet wurde: Weil man, wie interne E-Mails belegen, die Abwanderung von Trump-Anhängern (sprich: Marktanteilen) an rechtspopulistische Konkurrenz-Sender befürchtete. Es geht also ums Geld. Auch bei Dominion. Haupteigentümer „Staple Street Capital” hatte 2018 knapp 40 Millionen Dollar für das in Denver ansässige Unternehmen bezahlt. 780 Millionen Dollar außer der Reihe muten da wie ein Bombengeschäft an.

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