Berlin. Nach dem Atomkraft-Aus diskutiert die Koalition, wie es mit der Energieversorgung weitergeht. Die SPD-Chefin lehnt eine FDP-Idee ab.

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hat Forderungen der FDP zurückgewiesen, nach Abschaltung der letzten Atommeiler für die Energiegewinnung auf Kernfusion zu setzen. „Wer jetzt den Eindruck vermittelt, dass mit dieser Technologie in absehbarer Zeit ein verlässlicher Beitrag zu unserer Energieversorgung geleistet werden kann, der streut den Menschen Sand in die Augen“, sagte Esken dieser Redaktion. „Mit der Kernfusion – der Nachahmung der Energieerzeugung in der Sonne - ist man auch in vielen Jahrzehnten intensiver Forschung bislang auf keinen grünen Zweig gekommen.“

SPD-Chefin Saskia Esken ist froh, dass Deutschland den Ausstieg „aus der hochgefährlichen Atomkraft nun endlich geschafft“ habe.
SPD-Chefin Saskia Esken ist froh, dass Deutschland den Ausstieg „aus der hochgefährlichen Atomkraft nun endlich geschafft“ habe. © dpa | Marcus Brandt

Lesen Sie auch: Atomkraft – Jetzt zweifeln selbst Klimaschützer am Atomausstieg

Sie sei „sehr froh“, dass Deutschland den Ausstieg „aus der hochgefährlichen Atomkraft nun endlich geschafft“ habe, sagte Esken. Anstatt auf Kernfusion zu setzen, müsse der Ausbau der Erneuerbaren Energien weiter vorangebracht werden. „Damit schaffen wir eine Energieversorgung, die uns unabhängig macht, klimaneutral ist und im Gegensatz zur Kernkraft auch keinen ewig strahlenden Müll erzeugt.“

FDP-Fraktionschef Dürr: „Kernfusion produziert stabil umweltfreundliche Energie“

FDP-Fraktionschef Christian Dürr hatte sich für die Kernfusion ausgesprochen. „Die Kernfusion produziert stabil umweltfreundliche Energie – unabhängig von Wind und Sonne. Darin sehe ich eine große Chance“, sagte Dürr dieser Redaktion. „Die Kernfusion kann eine wichtige Säule unserer Stromproduktion werden.“ Dürr forderte dazu eine Gesetzesänderung. „Die Kernfusion fällt derzeit unter das Atomrecht – obwohl überhaupt keine hochradioaktiven Abfälle entstehen“, sagte er.

„Wir sollten einen eigenen Rechtsrahmen für die Kernfusion schaffen: ein Kernfusionsgesetz“, fordert der FDP-Politiker. Länder wie Frankreich und Großbritannien seien hier schon einen Schritt voraus. „Das zeigt, dass wir schnell tätig werden müssen.“ Dürr betonte: „Ich will, dass in Deutschland einer der ersten Kernfusionsreaktoren entsteht. Dazu sollten wir den Einsatz der Kernfusion entbürokratisieren.“

Lesen Sie auch: Kernfusion – So will die FDP die Stromversorgung sichern