Tel Aviv. Die Lage in Israel spitzt sich weiter zu. Während im Land die Gewalt eskaliert, reagiert das Militär auf Raketenangriffe aus Syrien.

Erneut hat das israelische Militär in der Nacht auf Sonntag nach eigenen Angaben Ziele in Syrien angegriffen. Zuvor waren von dort aus Raketen in Richtung Israel abgefeuert worden. Zwei davon trafen israelisches Staatsgebiet, eine weitere die von Israel besetzen Golanhöhen.

"Die Artillerie attackiert gerade die Region in Syrien, aus der Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert wurden", erklärte die israelische Armee am frühen Sonntagmorgen. Zudem habe man ein Militärgelände der syrischen Armee sowie von der Armee genutzte Radarsysteme und Artillerieposten getroffen, hieß es von der Luftwaffe.

Die Golanhöhen sind ein strategisch wichtiges Felsplateau, das im Sechstagekrieg 1967 von Israel besetzt und 1981 annektiert wurde. Die internationale Staatengemeinschaft erkennt die Annexion bis heute nicht an – nach internationalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territorium Syriens. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hatte die Golanhöhen im März 2019 formell als Staatsgebiet Israels anerkannt und damit eine Kehrtwende in der US-Außenpolitik vollzogen.

Angriffe auf Syrien: Israel fürchtet zunehmenden Einfluss des Irans

Israel hatte in jüngster Zeit seine Luftangriffe auf Ziel in Syrien verstärkt und dabei vor allem Stellungen von pro-iranischen Gruppen ins Visier genommen. Die israelische Regierung will so verhindern, dass ihr Erzfeind Iran und mit dem Mullah-Regime verbündete Milizen wie die Hisbollah ihren militärischen Einfluss in Syrien ausweiten. Der Iran ist neben Russland im Bürgerkrieg der wichtigste Verbündete des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

Die Lage im Nahen Osten ist derzeit angespannt: Erst am Donnerstag war Israel aus dem Libanon beschossen worden. Israel machte die islamistische Palästinenserorganisation Hamas für die Angriffe verantwortlich und griff daraufhin Stützpunkte militanter Palästinenser in dem nördlichen Nachbarland sowie im Gazastreifen aus der Luft an. Auch aus dem Palästinensergebiet am Mittelmeer wurden zahlreiche Raketen auf Israel abgefeuert. Mehr zum Thema: Raketen aus dem Libanon – Israel greift Ziele der Hammas an

Gewalt in Israel: Soldaten sollen Polizei unterstützen

Auch innerhalb Israels kam es zuletzt immer wieder zu Gewaltexzessen. Polizistinnen und Polizisten hatten sich am Mittwoch gewaltsame Auseinandersetzungen mit Palästinensern in der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem geliefert. Am Freitagabend wurde bei einem Anschlag in Tel Aviv ein 36-jähriger italienischer Tourist getötet. Sieben weitere Touristinnen und Touristen wurden verletzt. Wenige Stunden zuvor waren im besetzten Westjordanland zwei israelisch-britische Schwestern aus der Siedlung Efrat bei einem Schusswaffenangriff getötet worden.

Als Reaktion auf die Welle der Gewalt verschärft Israel die Sicherheitsvorkehrungen massiv. Ab Sonntag sollen vier Reservebataillone der Grenzpolizei in den Stadtzentren eingesetzt werden. Das Verteidigungsministerium bestätigte zudem am Samstagabend die Mobilisierung von Soldatinnen und Soldaten zur Unterstützung der Polizei. Lesen Sie auch: Sicherheit in Israel – Polizei rechnet mit neuen Anschlägen

(fmg/dpa/afp)