Washington/Nashville. Tödliche Schüsse an einer US-Schule. Die Polizei nennt Details zur mutmaßlichen Schützin. Sie soll ihre Tat akribisch geplant haben.

Nach dem sechsfachen Mord an einer christlichen Grundschule in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee geht die Polizei der Frage nach, ob die Identität der 28-jährigen mutmaßlichen Täterin Audrey Elizabeth Hale, die sich zuletzt als männlich definierte und Aiden nannte, mit der Bluttat zusammenhängt. (Anmerkung der Red.: Bis die Geschlechts-Identität der mutmaßlichen Schützin abschließend geklärt ist, wird diese im Text mit Taufnamen und dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht auftreten)

Unterdessen berichten US-Medien wie die New York Post von suizidalen Anwandlungen Hales. Danach habe sie kurz vor dem Blutbad unter dem männlichen Namen Aiden eine frühere Mitschülerin, Averianna Patton, auf Instagram angeschrieben: „Ich plane heute zu sterben. Das ist kein Witz. Du wirst wahrscheinlich von mir in den Nachrichten hören, nachdem ich gestorben bin.” Zu den Gründen machte Hales nur Andeutungen. „Meine Familie weiß nicht, was ich tun werde. Eines Tages wird alles verständlicher sein. Ich habe mehr als genug Beweismaterial hinterlassen.” Wie die Polizei in Nashville auf Anfrage dieser Zeitung erklärte, hat Frau Patton die Behörden darüber erst telefonisch informiert, als Hale bereits in der Schule war. Patton bestreitet das.

Videokamera-Sequenzen aus der Schule, die von der Polizei freigegeben wurden, zeigen die Brillenträgerin, die mit dem Privatwagen zum Tatort fuhr, mit roter Baseball-Kappe (verkehrt herum getragen), Camouflage-Kampfhosen, weißem T-Shirt und einem Sturmgewehr vom Typ AR-15 im Anschlag. Sie starb 15 Minuten nach Beginn der Tragödie bei einem kurzen Feuergefecht mit der Polizei. Das zeigt ein zweites, sehr dramatisches Video, gespeist von den Körper-Kameras von Polizisten, die in der Schule die Verfolgung aufnahmen.

Polizei: Täterin plante Anschlag akribisch

Audrey Hale hatte den Angriff am Montagmorgen laut Polizei detailliert geplant. Es wurden handgemachte Skizzen des Schulgebäudes samt Eintritts-Möglichkeiten gefunden.

Die mit zwei halbautomatischen Sturmgewehren und einer Pistole ausgerüstete Täterin verschaffte sich durch den Schuss auf die Glasscheibe einer Seitentür Zugang zu der von 200 Schülern im Alter bis zu 12 Jahren besuchten Lehreinrichtung, die an eine Kirche angeschlossen ist. Im zweiten Stockwerk eröffnete sie das Feuer.

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USA: Drei Neunjährige und drei Lehrer erschossen

Dabei kamen Evelyn Dieckhaus, Hallie Scruggs, die Tochter des Pastors der Kirche, und William Kinney (alle neun Jahre alt) sowie Mike Hill und Cynthia Peak (beide 61) aus der Lehr-Fakultät sowie Schulleiterin Katherine Koonce (60) ums Leben. Laut Polizeichef Drake hatte Hale ihre Opfer nicht gezielt ausgesucht.

Nachbarn der Todesschützin, die früher am Nossi College für Kunst und Design in Tennessee eingeschrieben war und dort mehrere Auszeichnungen erhielt, zeigten sich fassungslos, als die Polizei zur Durchsuchung der Wohnung von Hale schritt. „Sie war unauffällig, sehr ruhig”, sagte eine Nachbarin einem lokalen TV-Sender, "nie hätten wir ihr so etwas zugetraut.”

Nach Angaben von Polizeichef Drake hatte Audrey Hale auch einen anderen Tatort im Auge, verzichtete aber darauf, weil ihr dort die Sicherheitsvorkehrungen als zu hoch erschienen. Die Unglücksschule hatte, weil privat, anders als die öffentlichen Schulen in Nashville keinen Sicherheitsbeamten auf dem Schul-Campus.

Aufschluss erhoffen sich die durch Ermittler der Bundespolizei FBI und der Staatspolizei verstärkten Fahnder auch von Gesprächen mit den Eltern der Täterin. Die Mutter, Norma Fort Hale, betätigte sich in sozialen Medien als engagierte Verfechterin strengerer Waffengesetze. Lesen Sie den Kommentar: Schusswaffen in den USA – Aus der Geschichte nichts gelernt

Amokläufe in den USA: Weibliche Täter sind extrem selten

Der republikanische geführte Bundesstaat Tennessee gilt als ausgesprochen Waffen-freundlich. Sturmgewehre, wie sie Präsident Joe Biden nach dem Zwischenfall durch den Kongress verbieten lassen will, sind dort ebenso erlaubt wie Munitions-Magazine mit hoher Kapazität. Bürger dürfen Waffen auch ohne offizielle Zulassung offen auf der Straße tragen. Die politisch Verantwortlichen erwägen das Alter dafür von 21 auf 18 Jahre herabzusetzen.

Weibliche Amokläuferinnen sind bei Massenschießereien in den USA äußert selten. 98 Prozent der Fälle gehen auf das Konto von jungen Männern. Sie gelten aus Sicht von Psychologen aus einem Bündel von Gründen als gewaltbereiter. Von den 191 Schul-Massakern, die das renommierte „Violence Project” seit 1966 katalogisiert hat, gingen nur vier auf das Konto von Mädchen/Frauen.

US-Präsident Joe Biden ordnete an, an allen öffentlichen Gebäuden die Flaggen zu Ehren der Opfer „dieser sinnlosen Gewalttat” bis Freitagabend auf halbmast zu setzen.