Peking. Warum stehen vor Chinas Präsidenten zwei Tassen, während die anderen Machthaber Chinas nur eine bekommen? Das steckt wohl dahinter.

Wer beim diesjährigen Volkskongress der Kommunistischen Partei Chinas genau hingesehen hat, dem fiel ein zunächst unscheinbares Detail auf. Während vor jedem geladenen Mitglied der Partei eine Tasse Tee stand, wurden vor Chinas Präsidenten Xi Jingping zwei Teetassen platziert.

Nur eine Nebensache? Kann sein. Allerdings vermuten Experten hinter den Tassen eine durchaus ernstzunehmende politische Botschaft. Der Journalist und China-Experte Kasuji Nakazawa des japanischen Magazins "Nikkei Asia" vermutet, dass sich Xi damit auf ein bekanntes chinesisches Sprichwort bezieht.

Ren zou, cha liang, das auf Deutsch in etwa heiße: "Der Tee wird kalt, wenn die Menschen verschwinden". Im Sommer 2015 erschien demnach in der chinesischen Propaganda-Zeitung "People's Daily" ein Artikel mit Bezug auf dieses Sprichwort. Darin wurde älteren Parteifunktionären nahegelegt in absehbarer Zeit zurückzutreten. Die Partei-Älteren sollten nicht weiter versuchen "ihren Tee warm zu halten" sondern den "kalten Tee des Ruhestands" akzeptieren, heißt es in dem Artikel.

Xi Jingping: Subtile Geste der Macht mit Tassen? Oder hat er einfach sehr viel Durst?
Xi Jingping: Subtile Geste der Macht mit Tassen? Oder hat er einfach sehr viel Durst? © Lintao Zhang/Getty Images

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Xi Jingping: Wie lange regiert er noch das Land?

Was sollen die zwei Tassen in diesem Kontext also bedeuten? Xi Jingping könnte damit signalisieren, dass sein Tee nicht nur nicht kalt werde, es wartet sogar noch eine zweite, heiße Tasse auf ihn. Tatsächlich beschloss der Nationale Volkskongress bereits 2018 die Begrenzung von Amtszeiten für das Staatsoberhaupt aufzuheben. Das ermöglicht es Xi Jingping, der mittlerweile mehr als zehn Jahre im Amt ist, über das Jahr 2023 in China zu regieren. Ende vergangenen Jahres ist Xi für seine dritte Amtszeit bestätigt worden. Sie gilt für weitere fünf Jahre.

Wie es danach weitergeht, lässt sich vorerst nicht beantworten. Vielleicht gibt jedoch das Gedeck beim nächsten Volkskongress einen Hinweis. (lro)