Berlin. Die Zahl der Angriffe auf Bahn-Personal ist gestiegen. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, sind wir alle gefragt, findet unser Autor.

Die Hemmschwellen fallen. Schnell wird gepöbelt und attackiert. Das erfahren die Zugbegleiter der Deutschen Bahn immer häufiger. Aber es trifft sie nicht allein. Auch in Geschäften und bei Einsätzen von Rettungskräften wird der Umgang miteinander roh. Das sollte die Gesellschaft insgesamt nicht länger hinnehmen.

Es ist nicht nur ein Zeichen der schwer zu erklärenden Wut auf alles mögliche, die um sich greift. Es ist auch ein Indiz für das abhandenkommende Verständnis für die Leistung anderer. Da fehlt die Wertschätzung für Bahner ebenso wie für Verkäuferinnen, die Mitarbeiter in Behörden oder Ärzte und Pflegekräfte in Krankenhäusern. Sie müssen immer häufiger als Blitzableiter für allgemeinen Ärger herhalten.

Wolfgang Mulke, Wirtschaftskorrespondent.
Wolfgang Mulke, Wirtschaftskorrespondent. © ZRB

Vermehrte Übergriffe in der Deutschen Bahn: Jeder Einzelne ist gefragt

Diesen Trend zu brechen ist nicht nur Aufgabe des Staates. Sicher ist die Politik gefragt, wenn es um die Strafverfolgung geht. Und die Justiz ist gehalten, schwere Vergehen wie Angriffe auf das Bahnpersonal auch entsprechend zu sanktionieren. Das löst die Probleme jedoch alleine nicht. Da ist jeder Einzelne gefragt.

Es beginnt mit der Wertschätzung für die Arbeit anderer, egal in welcher Funktion. Das heißt auch, nicht wegzuschauen und andere in einer kritischen Situation alleine zu lassen. Natürlich soll sich niemand selbst in Gefahr bringen. Doch in den meisten Situationen reicht schon ein deutliches Wort, um eine Eskalation zu verhindern. Es zeigt, dass man eine Pöbel-Gesellschaft nicht haben will.

Da ist ein wenig Mut gefragt. Das Mindeste ist aber, Hilfe zu holen, wenn es tatsächlich um Leib und Leben geht. Das ist nicht zu viel verlangt. Schließlich kann die Aggressivität am Ende jeden treffen und in eine Lage bringen, in der Unterstützung hochwillkommen ist.