Washington . Nikki Halley ist nur eine von vielen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Ein großes Bewerberfeld spielt Trump in die Karten.

Donald Trump kommt ohne demütigende Spitznamen für seine Konkurrenten einfach nicht aus. Jedenfalls für die, die er ernst nimmt. In Anspielung auf die gedrungene Kompaktheit von Ron DeSantis, der sich als Gouverneur von Florida informell für eine republikanische Präsidentschaftskandidatur 2024 warmläuft, testet Trump bei Auftritten vor Fans und Geldgebern gerade das Etikett „Meatball Ron”; etwa: Fleischklops-Ron.

Bei Nikki Haley, die am Dienstag offiziell erklärte, dass sie wie ihr einstiges Vorbild Trump nach dem höchsten Amt im Staate strebt, hält sich der Ex-Präsident bislang auffällig zurück. Soll sie doch „ihrem Herzen folgen” und kandidieren, sagte der 76-Jährige vor einigen Tagen handzahm über die 51-jährige Ex-Gouverneurin von South Carolina, die ihm als UN-Botschafterin diente und jetzt der Auffassung ist, die USA benötigten beim Spitzenpersonal einen „Generationswechsel”. Lesen Sie auch: Von wegen Schlafmütze: Joe Biden wird wieder antreten

Trumps Plattitüde bedeutet übersetzt: Hat eh` keine Chance gegen mich, die Nikki. Haley liegt in den Umfragen über potenzielle konservative Bewerber/-innen für das Weiße Haus bei unter drei Prozent.

Trump: DeSantis könnte ihm gefährlich werden

Trump kommt auf 40 Prozent plus x. Ein Grund für Haleys überschaubaren Zustimmungswerte: Sie hat seit 2016 im Umgang mit ihrem früheren Chef je nach Opportunität mal enge ideologische Verbundenheit und mal harte Distanz praktiziert. Bei echten Trumpianer-Wählern machte sie das zur unattraktiven Opportunistin.

Das wird über Ron DeSantis so niemand sagen. Und das macht ihn für den Platzhirschen gefährlich. Um den 44-Jährigen, dem Trump einst durch Fürsprache ins Gouverneurs-Amt geholfen hat, weiter zu diskreditieren, streut Trump das Gerücht, der frühere Anwalt mit Militärausbildung sei langweilig und ohne jedes Charisma. Und außerdem ein „Globalist”. Sprich einer, der nur so tut, als würde er den Trump`schen Wirtschafts-Nationalismus („America First”) übernehmen. Auch interessant: Facebook und Instagram: Meta schaltet Trumps Accounts frei

Dazu lenkte Trump Aufmerksamkeit auf ein Foto von DeSantis, das ihn im Alter von 23 Jahren als Lehrer zeigt, der gemeinsam mit minderjährigen Schülerinnen Party macht und angeblich dem Alkohol zuspricht. „So was würde Ron doch nie tun”, ätzte Trump dazu in seinem Netzwerk „Truth Social”.

Trump: Schaulaufen seiner Konkurrenten in Florida

DeSantis, der seine Kandidatur laut Insidern im Früh-Sommer bekanntgeben will, ließ die ehrabschneidenden Anwürfe bisher links liegen. „Ich verbringe meine Zeit damit, Ergebnisse für die Bürger von Florida zu bringen”, sagte er, „und nicht um andere Republikaner anzuschwärzen.”

Wie lange kann sich DeSantis die souverän wirkende Zurückhaltung leisten? Wann muss er, der in einigen Umfragen Trump gefährlich nahe kommt oder ihn bereits überrundet hat, sich wehren, bevor sich im Wählervolk rechtsaußen der Mitte der Eindruck zementiert, er sei den Angriffen des notorisch unter die Gürtellinie zielenden Hobby-Verleumders Trump nicht gewachsen?

Trump: Einige sich die Republikaner auf einen Herausforderer mit Gewinnchancen?

Einen ersten Vorgeschmack könnte ein in wenigen Wochen vom einflussreichen Spender-Netzwerk „Club for Growth” (Verein für Wachstum) angesetztes Schaulaufen in Florida geben. Eingeladen zum Vorsprechen hinsichtlich ihrer potenziellen White-House-Qualitäten sind - mit Ausnahme Trumps - die üblichen Verdächtigen: Trumps Ex-Vize Mike Pence, der gerade wieder Negativ-Schlagzeilen mit geheimen Staats-produziert, Ex-Außenminister Mike Pompeo, ein fundamental-christlicher Kulturkrieger, der sich für Höheres berufen sieht, Nikki Haley, dazu noch der schwarze Senator Rick Scott (South Carolina) und eben Ron DeSantis.

Nikki Haley vertrat früher die US-Regierung von Donald Trump bei den Vereinten Nationen. Jetzt wirbt sie für einen
Nikki Haley vertrat früher die US-Regierung von Donald Trump bei den Vereinten Nationen. Jetzt wirbt sie für einen "Generationenwechsel" bei den Republikanern. Sie würde ihren früheren Chef gern beim parteiinternen Wettbewerb für die nächste Präsidentschaftswahl aus dem Rennen werfen. Er aber nimmt sie nicht ernst.

Die „Wachstumsfreunde” wollen bei ihrem Test einen Punkt machen, der vielen moderaten Republikanern im Magen liegt, die Trump 2.0 unbedingt verhindern wollen. „Je größer das republikanische Bewerberfeld, desto leichter für Trump bei den Vorwahlen mit mittelprächtigen Ergebnissen am Ende wieder das Rennen zu machen”, heißt es im Umfeld der Vereinigung. Das könnte Sie auch interessieren: So kann Donald Trump doch noch Präsident der USA werden

Wieder? 2016, als 16 mehr oder minder von Beginn an chancenlose Konservative gegen Trump antraten, reichten dem Unternehmer aus New York, der inzwischen nach Florida ausgewandert ist, bei den Vorwahlen anfangs in vielen Bundesstaaten Stimmenanteile um die 30-Prozent, um nach dem Prinzip „Der-Gewinner-kriegt-alles” die nötigen Delegierten-Stimmen für den Krönungsparteitag einzusammeln.

Trump: Ex-Präsidenten droht eine Anklage

Dazu darf es diesmal nicht kommen, mahnt Peggy Noonan, die einst Ronald Reagans Reden schrieb und heute die Kommentarspalten des konservativen „Wall Street Journal” füllt. Was sie fordert, wird in Republikaner-Kreisen langsam gesellschaftsfähig: Man möge sich doch bitte frühzeitig hinter zwei, drei wirklich aussichtsreichen Kandidaten (neben Trump) versammeln, die „echte Gewinnchancen haben” und eine „nennenswerte Unterstützer-Basis vorweisen können”. Alles andere spiele Trump in die Hände.

Leichter gesagt als getan. Neben Haley, Pompeo, Pence und Scott finden sich weiterhin auch Leute wie Glenn Youngkin (Gouverneur von Virginia), Chris Christie (Ex-Gouverneur von New Jersey), Kristi Noem (Gouverneurin von South Dakota), Chris Sununu (Gouverneur von New Hampshire) und Larry Hogan (Ex-Gouverneur von Maryland) ziemlich präsidiabel. Keiner von diesen Spitzenkräften hat bisher eine Verzichtserklärung abgegeben.

Ein Grund: Sie halten Trump trotz aller frühen Umfragen-Vorsprünge für verwundbar. Ein Beispiel: Am Donnerstag wird in Georgia gerichtlich gesammeltes Material veröffentlicht, das Trumps versuchte Beeinflussung von Wahlbeamten bei der Wahl 2020 deutlich macht. Dem Ex-Präsidenten droht die erste strafrechtliche Anklage.