Washington. Muskolini. Muskiavelli. Es ist kein Zufall, dass sein Name zum Wortspiel wird. Elon Musk gibt bei Twitter oft den Möchtegern-Diktator.

Gerade Journalisten sollten Mr. Selbstverliebt aber nicht auf den Leim gehen. Musk kann nach Gusto entscheiden, wen er auf seiner Plattform zulässt und wen nicht. Es gibt jedenfalls in den USA kein Grundrecht auf Twitter-Teilhabe.

Das weiß auch die Chefredakteurin der "Washington Post". Dass sie geradezu darum bettelt, einen ihrer Reporter wieder twittern zu lassen, ist unsouverän und für Musk Wunschkonzert. Als er jetzt wegen einer bizarren Nichtigkeit Maulkörbe an ein paar Top-Journalisten verteilen ließ, die mutmaßlich in ein paar Tagen aufgehoben werden, war genau das sein Ziel.

Musk will den aus seiner verscheuklappten Sicht linksliberal-lastigen Diskurs nach rechts verschieben. Mainstream-Medien zu kujonieren und gleichzeitig Hardcore-Nazis zu hofieren, kommt bei Millionen im digitalen Dorf blendend an. Und birgt die Chance auf mehr Klicks, mehr Aufmerksamkeit. Und damit mehr Umsatz.

US-Korrespondent Dirk Hautkapp am 14.05.2012 in Essen.Foto: Bernd Lauter/WAZ FotoPool
US-Korrespondent Dirk Hautkapp am 14.05.2012 in Essen.Foto: Bernd Lauter/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool | Bernd Lauter/WAZ FotoPool

Lesen Sie auch: Musk: Neue Skandale – Twitter sperrt Konten von Journalisten

Daran gebricht es Twitter massiv, seit Musk am Ruder ist und durch sein törichtes Auftreten wichtige Werbepartner vergrätzt hat. Elon Musk führt, wie so oft, nichts anderes als eine große Wette auf. Kann ich es mir leisten, ein paar Hunderttausend Linke als Kunden zu verlieren, wenn die von Ressentiments und Phantom-Ängsten geleiteten Konservativen und ihre Rechtsaußen zu Twitter strömen?

Dafür würde Muskiavelli wohl sogar eine automatische Motor-Abschaltung in seine Tesla-Modelle einbauen lassen - für Fahrer, die auf Twitter etwas schreiben, was ihm gegen den Strich geht.

podcast-image