Washington. Sollte US-Justizminister Garland Anklage erheben lassen, würde Trump den Mob wieder nach Washington zitieren. Ein Alptraum-Szenario.

Eine Supermacht, die sich als Leuchtfeuer für die Demokratie weltweit empfindet, hat ein ernsthaftes Problem, wenn sich amtierende und ehemalige Präsidenten gegenseitig als „Halb-Faschisten” und „Staatsfeind” beschimpfen.

Wenige Wochen vor wichtigen Kongress-Wahlen, die über die politische Gestaltungsfreiheit von Joe Biden und den Rückenwind für seinen potenziellen Wieder-Herausforderer für 2024, Donald Trump, entscheidet, ist nicht erkennbar, wie sich Amerika aus dieser Krise auf zivile Weise befreien will.

USA: Ermittlungen gegen Trump besitzen enorme Sprengkraft

Dirk Hautkapp, US-Korrespondent
Dirk Hautkapp, US-Korrespondent © Privat | Privat

Es stehen sich verfeindeten Stämmen ähnlich zwei Amerikas gegenüber, die sich offen mit Verabscheuung und Hass begegnen. Für diese Polarisierung zeichnet vor allem eine zum Kult geratene republikanische Partei verantwortlich. Sie hat sich unter Trump zu einer extremistischen Kraft radikalisiert, die der verfassungsmäßigen Ordnung den Kampf angesagt hat.

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Nichts anderes sind gesetzlich-strategische Ränkespiele, Trump 2024 mit der Brechstange zum Wahlsieg zu verhelfen, auch wenn er erneut verlieren würde. In dieser gefühlten Lage eines kalten Bürgerkrieges besitzen die strafrechtlichen Ermittlungen wegen illegal in Trumps Florida-Domizil Mar-a-Lago gehorteten Staatsgeheimnissen enorme Sprengkraft.

70 Prozent der Wähler glauben, dass die US-Demokratie vor dem Kollaps steht

Sollte Justizminister Garland Anklage erheben lassen, würde Trump wie schon vor dem Sturm aufs Kapitol im Januar 2021 den Mob nach Washington zitieren. Was dann passieren könnte, decken solide Umfragen ab: 70 Prozent der Wähler glauben, dass die US-Demokratie vor dem Kollaps steht.

Hunderttausende sähen sich dann ermächtigt, selbst zu den Waffen zu greifen. Ein Alptraum-Szenario. Wo bleiben die Brückenbauer, die es rechtzeitig abwenden?