Washington. . McDonald's galt in Russland als Symbol des westlichen Kapitalismus. Damit ist Schluss. Der Fastfood-Riese verkauft all seine Filialen.

Big Weg statt Big Mäc. Mehr als drei Jahrzehnte nach Eröffnung seiner ersten Filiale in Moskau zieht die amerikanische Fastfood-Kette McDonald's aus dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine die Konsequenz: Alle 847 Niederlassungen zwischen Kaliningrad an der Ostsee und Wladiwostok am Japanischen Meer mit rund 62 000 Beschäftigten werden verkauft.

Nach Abschluss der Transaktion wird der zu Michael Gorbatschows Zeiten in der ehemaligen Sowjetunion eingeführte Marken-Name samt seines ikonographischen gelben Doppel-Bogens im Logo in Russland verschwinden.

Konzern-Chef Chris Kempczinski erklärte den radikalen Schritt, dem im März die vorübergehende Schließung auch der zusätzlichen 100 Burger-Verkaufsstellen in der Ukraine vorausgegangen war, mit „Verpflichtungen” gegenüber der „globalen Gemeinschaft”.

McDonald's in Russland: Angestellte sollen weiterbezahlt werden

In einer E-Mail an die Belegschaft schrieb der Manager laut „New York Times” von einer „sehr komplizierten Angelegenheit mit weitreichenden Konsequenzen”, für die es kein Vorbild gebe.

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„Manche mögen argumentieren, dass die Bereitstellung von Essen und die Weiterbeschäftigung Zehntausender normaler Bürger ganz sicher die richtige Entscheidung ist”, erklärte Kempczinski, „aber es ist unmöglich, die humanitäre Krise zu ignorieren, die der Krieg in der Ukraine ausgelöst hat. Es ist unmöglich, sich vorzustellen, dass die goldenen Doppelbögen die gleiche Hoffnung und das gleiche Versprechen repräsentieren, die uns vor 32 Jahren den russischen Markt betreten ließen.”

Nach Angaben des Unternehmens sollen die 62.000 Angestellten bis auf weiteres bezahlt und vom künftigen Eigentümer übernommen werden. Die russische Nachrichten-Agentur Tass berichtet, dass die Kette bereits im kommenden Monat unter neuer Führung eröffnen soll. Investor? Name? Unbekannt.

McDonald's drohen Verluste in Höhe von bis zu 1,4 Milliarden Dollar

McDonald's stellt sich auf abzuschreibende Verluste im Volumen von bis zu 1,4 Milliarden Dollar ein. Bereits die temporäre Schließung der Filialen seit 14. März hat dem Unternehmen im ersten Geschäftsquartal rund 130 Millionen Dollar Verlust eingebracht.

Der Rückzug des weltgrößten Fleischklops-Bräters stellt eine Zäsur da. McDonald's war von Beginn an in Russland weit mehr als nur ein Schnellrestaurant. „Es war ein Symbol für die zaghafte Öffnung in Richtung Westen und die Verheißungen des westlichen Kapitalismus”, sagen Analysten in US-Medien.

Als die erste Filiale am Moskauer Puschkinplatz, bis heute eine der weltweit umsatzstärksten, am 31. Januar 1990 eröffnete, kamen mehr als 30.000 Menschen, „um ein Gefühl von Freiheit zwischen die Zähne zu bekommen”, wie Medien damals formulierten. 25.000 Menschen bewarben sich dort auf einen Job. Auch interessant: Wie ein russischer Priester ukrainischen Flüchtlingen hilft

McDonald's war in Russland ein Symbol des westlichen Kapitalismus

Am Anfang durften pro Kunde nur drei Portionen Apfeltaschen, Hamburger und Pommes verkauft werden, auch um den schnell florierenden Weiterverkauf auf dem Schwarzmarkt einzudämmen. Zwei Jahre später brach die Sowjetunion zusammen.

Im Lauf der Jahre wurde McDonald's in Russland zur festen Größe. Fast zehn Prozent seines Gesamtumsatzes macht das Unternehmen hier und in der Ukraine. In vielen Städten sind die Lokale (wie auch im Westen) Treffpunkt vor allem für die jüngere Bevölkerung. Täglich werden in den Restaurants laut Verbraucher-Statistikern über zwei Millionen Kunden bedient. Jedes fünfte auswärtige Essen verspeisen die Russen in der Schnellrestaurantkette. Vor allem das Kaffee- und Eiscremegeschäft floriert.

Anders als in vielen anderen Ländern der Welt werden die russischen McDonald’s-Filialen meist nicht im Franchise-System betrieben. 85 Prozent der Restaurants führt der Konzern in Eigenregie.

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