Berlin. Erdöl kennt vermutlich jeder. Doch wussten Sie bereits, dass das umweltschädliche “schwarze Gold“ auch in Ihren Autoreifen steckt?

Erdöl ist gerade in aller Munde – und das liegt am Ukraine-Krieg. Am Mittwoch schlug die EU-Kommission in ihrem sechsten Sanktionspaket gegen Russland ein Öl-Embargo vor. Für einige Länder könnte es schwer werden, komplett auf russisches Öl zu verzichten. Denn Russland ist der drittgrößte Ölförderer der Welt und der zweitgrößte Exporteur.

Ein Embargo könnte nicht nur für Autofahrerinnen und Autofahrer zum Problem werden. Denn Erdöl – das Rohöl genannt wird, wenn es gefördert wurde – steckt in vielen Produkten des täglichen Lebens. In welchen genau, erfahren Sie hier.

In diesen Produkten steckt Erdöl: PVC

Polyvinylchlorid, kurz PVC, ist ein äußerst erfolgreicher Kunststoff. Er kommt als Bodenbelag, in Fensterrahmen oder in Schläuchen vor. Die Ausgangsprodukte für PVC sind Erdöl und Steinsalz. Durch die thermische Spaltung des Erdöls entsteht Ethylen, das zusammen mit weiteren Stoffen zur Herstellung des Kunststoffs genutzt wird. Weiterlesen: Russland probt Angriff: So ernst sind Putins Atomdrohungen

Kerzen bestehen aus einem Erdöl-Abfallprodukt

In vielen Kerzen steckt Paraffin, ein Abfallprodukt der Erdölindustrie. Damit bezeichnet man eine chemische Zusammensetzung aus gesättigten Kohlenwasserstoffen. Weil es ölig, geruchslos und brennbar ist, wird der Stoff gerne bei der Herstellung von Kerzen eingesetzt.

Auch in Kleidung steckt das "schwarze Gold"

Wer kein Kleidungsstück aus Polyester, Elastan, Nylon oder Acryl sein Eigen nennt, der werfe den ersten Stein! Die synthetischen Fasern finden sich in Sport- oder Outdoorkleidung, in Fleecepullis und Leggings. Der Kunststoff in ihnen wird oft aus Erdöl gewonnen. Wer das nicht auf seiner Haut haben möchte, sollte darauf achten, Kleidung aus Naturfasern zu tragen. Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg: Europäische Union bestraft Putins Geliebte

Kaugummis enthalten Polymere auf Erdölbasis

Ursprünglich bestanden Kaugummis mal aus Chicle, dem sogenannten Naturkautschuk. Heutzutage stecken vor allem künstliche Ersatzstoffe in Wrigleys & Co.. Eigentlich sollten diese Stoffe nichts in Lebensmitteln zu tun haben – denn dabei handelt es sich häufig um Polymere auf Erdölbasis, aus denen etwa auch Gummihandschuhe hergestellt werden.

Kosmetikprodukte setzen auf "Mineralöl"

Das weiter oben erwähnte Paraffin wird auch bei der Herstellung von Kosmetikprodukten genutzt – oft unter dem Namen "Weißöl". Paraffin wird in der Regel aus Rohöl destilliert und ist die Basis vieler Inhaltsstoffe in Kosmetika. Um Mineralöl nicht als solches kenntlich zu machen, nutzt die Industrie viele verschiedene Synonyme dafür, die das Portal "Utopia.de" aufgelistet hat. Auch interessant: Panzerhaubitze 2000: Deutschland liefert hochmoderne Waffe

Mineralöl verbirgt sich unter anderem hinter Ceresin, Diisopropyl Adipate, Mineral Spirits, Paraffinum Liquidum, Isoparaffin, (Hydrogenated) Microcrystaline Wax, Isohexadecane, Paraffin, Synthetic Wax, Mineral Oil, Petrolatum, Vaseline, Paraffinum Subliquidum, Cera Microcristallina, Microcrystalline Wax und Ozokerit.

Autoreifen bestehen zu bis zu 60 Prozent aus Rohöl

Autoreifen bestehen – je nach Fabrikat – zu bis zu 60 Prozent aus Rohöl. Aktuell forschen große Reifenhersteller wie Goodyear oder Continental an nachhaltigeren Lösungen. Goodyear testet bereits seit einigen Jahren Reifen, in denen das Rohöl mit Sojabohnenöl ersetzt wurde. Bei Continental versucht man, Rohöl mit Rapsöl zu ersetzen. So wollen die großen Reifenhersteller viele Millionen Tonnen Öl pro Jahr einsparen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.