Washington. Zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine lobte Donald Trump Präsident Wladimir Putin noch. Doch das hat sich geändert. Warum?

Kommando zurück! Seit Donald Trump Volkes Stimme in Amerika zum Russland-Krieg gegen die Ukraine registriert, verkneift sich der ehemalige amerikanische Präsident seine vor vier Wochen auf Wladimir Putin gemünzten Vokabeln, die international durchweg Kopfschütteln auslösten: „genial”, „smart” und „ausgekocht”.

Dass 90 Prozent der Amerikaner den Mann im Kreml mit jeder neuen Fernsehsequenz über Gräueltaten zwischen Mariupol, Charkiw und Kiew für noch verabscheuungswürdiger halten, hat den Rechtspopulisten einen radikalen Kurswechsel vollziehen lassen. Weiter auf dem Pro-Putin-Dampfer zu fahren, heißt es in seinem Umfeld, könnte im Falle einer erneuten Kandidatur für das Weiße Haus potenzielle Wahlchancen für 2024 schmälern.

Über eine rhetorische Zwischenstation - „Er (Putin) ist ein anderer Mensch. Es scheint einfach nicht die Person zu sein, mit der ich zu tun hatte” - ist Trump binnen weniger Tage zum Verbal-Bellizisten mutiert.

Trump: USA sollen Moskau mit Atomwaffen drohen

Er plädiert de facto dafür, Moskau mit Atomwaffen zu drohen. In einem Interview mit seinem Hass-Liebe-Reichweiten-Fernsehsender Fox News sagte Trump, die USA müssten die verklausulierten Drohungen Putins mit dem „N-Wort” (N wie Nuklearwaffen) mit gleicher Münze heimzahlen und dabei die atomare U-Boot-Flotte Amerikas in Spiel bringen.

„Wir haben die besten U-Boote der Welt, die mächtigsten Maschinen, die jemals gebaut wurden….Man sollte sagen, schau, wenn du (Putin) dieses Wort noch einmal erwähnst, dann werden wir sie rüberschicken, und wir werden an eurer Küste hoch und runterfahren.“ Auf Nachfragen zur Verhältnismäßigkeit und Sinnhaftigkeit antwortete Trump nicht.

Donald Trump will Joe Biden in Sachen Militanz überholen

Ihm geht es laut Analysten darum, Amtsinhaber Joe Biden, den er ritualhaft als unfähig bezeichnet, in punkto Militanz rechts zu überholen. Eine Taktik, die gerade etliche Republikaner wählen, um sich vor den Zwischenwahlen im Kongress dem Wähler als „Falken” zu präsentieren. Biden gilt in diesen Kreisen als schwacher Verhandler, der mit angezogener Handbremse Putins Expansionsdrang eindämmen will.

Trump dient mit seinen jüngsten Äußerungen auch jenen als Stichwortgeber, die von Amerika und der Nato eine aggressivere Rolle gegenüber Putin verlangen. „Wenn er einmarschiert und Tausende tötet, sitzen wir dann nur dabei und schauen zu? Noch in 100 Jahren werden die Leute darüber reden, was das für ein Hohn ist”, sagte Trump. Problem dabei: In der republikanischen Partei wie auch in der Gesamt-Bevölkerung gibt es nach 20 Jahren Afghanistan keinen Appetit auf ein neues militärisches Engagement.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen