Berlin . Ein Video zeigt, wie Mitarbeiter die russischen Truppen mit Nachdruck vor dem Angriff auf das Atomkraftwerk in Saporischschja warnten.

Videoaufnahmen rücken den russischen Angriff auf das Atomkraftwerk Saporischschja in ein neues Licht. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine war in der Nacht zum Freitag mit dem Angriff auf das Kernkraftwerk im Süden der Ukraine erneut massiv eskaliert. Nach Medienberichten warnte die Belegschaft die Angreifer vor der Attacke mehrfach vor den Gefahren. Dies belegen die Videoaufnahmen, über die am Samstag die „New York Times“ sowie der amerikanische Fernsehsender CNN berichteten.

Russische Truppen hatten die AKW-Anlage mit Panzern angegriffen und dadurch einen Brand ausgelöst. Der Brand konnte zwar gelöscht werden, doch stundenlang bangte die Welt darum, ob eine neue Nuklearkatastrophe bevorstünde. Das Gelände der Anlage von Saporischschja ist derzeit von der russischen Armee besetzt. Die aktuelle Lage lässt sich also nicht unabhängig überprüfen.

Angriff auf Atomkraftwerk: Video zeigt dramatische Warnung

Das Videomaterial zeigt nun erstmals eine Szene, die wohl während des Angriffs im Inneren des Kraftwerks aufgenommen wurden. Im Video, das CNN und auch der „New York Times“ wohl von einer Quelle mit Verbindungen zur örtlichen Regierung zugespielt wurde, sieht man, wie Mitarbeiter den russischen Angreifern Warnungen übermitteln wollen. Laut Recherchen ist das Material verifiziert, es stimmt mit Archivvideos und -fotos der Anlage überein.

„Stoppt den Beschuss des Atomkraftwerks, stoppt den Beschuss jetzt, ihr setzt die Sicherheit der gesamten Welt aufs Spiel. Zentrale Funktionen dieses Kraftwerks könnten beschädigt werden. Wir werden sie nicht wieder herstellen können. Stoppt den Beschuss dieser nuklear-gefährlichen Anlage“, hört man einen Mitarbeiter über Lautsprecher sagen. Er wiederholte die letzte Warnung mehrfach.

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Ukraine-Krieg: Atomkraftwerk unter russischer Kontrolle

Das Video wurde wohl in einer Art Kontrollraum des Atomkraftwerks aufgezeichnet, man sieht einen Mitarbeiter auf Bildschirme an der Wand blicken. Wie sich die Situation vor Ort durch den Angriff verändert hat, ist unklar, auch ist nicht bekannt, was mit den Mitarbeitern passiert ist.

Experten zufolge wurden allerdings keine radioaktiven Stoffe durch die Attacke und den Brand freigesetzt. Nach Angaben des ukrainischen Akw-Betreibers Energoatom wurden drei ukrainische Soldaten bei dem Angriff auf das Atomkraftwerk getötet. Moskau bestreitet den Beschuss und macht ukrainische „Saboteure“ dafür verantwortlich. Dem Bürgermeister Dmytro Orlow des nahen Ortes Enerhodar zufolge gab es durch den Beschuss der russischen Armee auch Verletzte. „Ich habe keine Informationen über ihre Zahl. Es gibt auch schwere Wunden“, sagte er der Agentur Unian zufolge.

Angriff auf AKW: USA werfen Russland Kriegsverbrechen vor

Die US-Botschaft in der Ukraine sprach von einem möglichen „Kriegsverbrechen“. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, der Angriff auf das AKW zeuge von der „Rücksichtslosigkeit“ Russlands in dem Krieg. Er warf Russland auch den völkerrechtswidrigen Einsatz von Streubomben vor.

Die Anlage von Saporischschja ist das größte Atomkraftwerk Europas und verfügt über sechs Reaktoren. Aktuell läuft nur ein Reaktor mit reduzierter Leistung. Bereits in der vergangenen Woche hatte es Kämpfe in der Nähe des Unglücksreaktors von Tschernobyl gegeben, wo sich 1986 das schwerste Atomunglück der Geschichte ereignet hatte. Die Atomruine wird nun von russischen Truppen kontrolliert. (bml mit dpa)

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.waz.de.