Berlin. Mit einem langem Hungerstreik hatten Klimaaktivisten SPD-Mann Scholz zu einem Treffen bewegt. Beim Schlagabtausch krachte es nun.

Es ist Freitagnachmittag und in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin ist ordentlich Dampf in der Bude. Der voraussichtlich baldige Kanzler Olaf Scholz trifft die Klimaaktivisten Lea Bonasera (24) und Henning Jeschke (21) zu einem öffentlichen Schlagabtausch über den Klimawandel und Deutschlands Rolle in der Krise. Das Treffen steht auch im Schatten der UN-Klimakonferenz in Glasgow, die am Freitag endet. Moderiert wird die Debatte von der Journalisten Sara Schurmann.

Scholz zur Klimawandel-Bekämpfung: "Ich habe einen Plan"

Gleich zu Beginn geraten die Aktivisten und Scholz heftig aneinander. Besonders ergiebig verläuft die Diskussion daher leider nicht. Das liegt auch am Verhalten von Bonasera und Jeschke. Die beiden kritisieren nicht ganz zu Unrecht, dass die Politik zu wenig gegen den Klimawandel unternimmt. Sie werfen Scholz vor, die katastrophalen Folgen des weltweiten Temperaturanstiegs zu ignorieren. Der kontert: „Ich habe einen Plan.“

Der SPD-Mann erklärt, beziehungsweise versucht zu vermitteln, wie er die Energieversorgung umbauen möchte und bis 2045 klimaneutral wirtschaften will. Doch gerade Jeschke fällt ihm immer wieder ins Wort. Scholz‘ Vorhaben würden einfach nicht ausreichen. Bei einer Erderwärmung von zwei Grad könnten rund eine Milliarde Menschen auf der Flucht vor Naturkatastrophen sein. „Wollen Sie das, Herr Scholz?“

Scholz attestiert Aktivisten "größenwahnsinnige Selbsteinschätzung"

Man merkt dem erfahrenen Politiker an, wie ihn das ständige Unterbrechen der Aktivisten zunehmend nervt. „Sie machen es sich viel zu bequem“, entgegnet Scholz mehrfach. Der Vorwurf, Politiker erkennen immer noch den Ernst der Lage nicht, weist er zurück. „Wie kommen sie eigentlich auf diese größenwahnsinnige Selbsteinschätzung?“, fragt Scholz. Er wirft den Aktivisten seinerseits vor, keine konkreten Vorschläge gegen die Klimakrise zu machen, sondern nur die Gefahren zu beschreiben.

Jeschke und Bonasera traten im September in den Hungerstreik

Aber wie kam es überhaupt zu dem Treffen? Ein kurzer Blick zurück: Im September 2021, in den Wochen vor der Bundestagswahl, sorgte eine Gruppe an Klimaaktivisten bundesweit für Aufsehen. Mehrere junge Menschen traten im Berliner Regierungsviertel in den Hungerstreik, sie nennen sich die „Letzte Generation“. Henning Jeschke war von Anfang an dabei. Bonasera kam später hinzu.

Mit der Aktion wollten die Aktivisten ein Gespräch mit den Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Grüne) und Armin Laschet (CDU) erreichen. Sie suchten den direkten Dialog zu den Politikern, um sie mit dem „Mord an der jungen Generation“ zu konfrontieren.

Zu einem Treffen kam es nicht. Nur der Co-Vorsitzende der Grünen, Robert Habeck, besuchte das Aktivistencamp vor dem Reichstag. Scholz machte jedoch eine entscheidende Zusage: Er erklärte sich zu einem Gespräch bereit – nach der Wahl.

In der Folge erklärten die letzten verbliebenden Aktivisten, Bonasera (24) und Henning Jeschke (21), den Hungerstreik am 25. September für beendet. Nach Wochen ohne Nahrung und teilweise ohne Flüssigkeit.

Aktivisten mit klarer Ansage zum Schluss

Zurück am Freitagabend in der Friedrich-Ebert-Stiftung: Das Gespräch zwischen Scholz und den Aktivisten ist fast vorbei, da kündigen Jeschke und Bonasera noch zivilen Ungehorsam für Januar an, sollte die neue Bundesregierung nicht entsprechende Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen, beispielsweise in der Landwirtschaft. „Wir werden die Bundesrepublik zum Stillstand bringen“, sagt Jeschke unmissverständlich.

Nach sehr langen 60 Minuten, in denen es ordentlich kracht, kommt das Treffen zum Ende. Scholz kann sich ein gequältes Lächeln noch abringen. Aber weder er noch Bonasera oder Jeschke wirken mit dem Verlauf der Diskussion alles andere als zufrieden.