Berlin. In den USA und Großbritannien breitet sich eine Untervariante der Delta-Mutante aus. SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach ist besorgt.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat vor der Ausbreitung weiterer Varianten des Coronavirus gewarnt. „Die Delta-Variante wird nicht die letzte gefährliche Variante bleiben. Es wird weitere Mutationen geben. Wir kriegen das so schnell nicht in den Griff“, sagte Lauterbach dieser Redaktion.

Mit Blick auf die neue Abspaltung der Delta-Variante AY.3, die sich bereits in den USA und Großbritannien ausbreitet, sagte Lauterbach: „Die Gefahr besteht, dass sich die AY.3-Variante weiterentwickelt. Der Ansteckungsgrad dieser Variante kann sich theoretisch bis zur Größenordnung von Masern erhöhen.“

Nach Berechnungen der britischen Wissenschaftlerin Christina Pagel vom London University College macht die neue AY.3-Mutration in den USA bereits neun Prozent aller Neuinfektionen aus. Erste Datenerhebungen aus Indien deuteten darauf hin, dass die neue Variante noch ansteckender als Delta sei.

AY.3 möglicherweise resistenter gegen Impfung

Nach Angaben von Lauterbach handelt es sich bei AY.3 um eine „Abspaltung der Delta-Variante, die sich noch schneller als die ursprüngliche Delta-Variante ausbreitet“. Es könne sein, dass sich daraus eine neue Variante entwickele. „Das kann aber niemand zum jetzigen Zeitpunkt mit Gewissheit sagen.“ Dennoch bestehe ein hohes Risiko.

„Wenn sich eine Abspaltung einer Variante an zwei voneinander unabhängigen Regionen wie Amerika und Großbritannien ausbreitet, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es eine echte Variante ist“, so der SPD-Gesundheitsexperte. „Wir haben derzeit Varianten, die sowohl ansteckender als auch resistenter gegen Impfungen sind. Das gilt auch möglicherweise für die AY.3-Variante.“

Lauterbach sieht drei Quellen, bei denen sich gefährlichere Varianten entwickeln können: „Geimpfte, die eine Immunschwäche haben“, „die große Gruppe derer, die noch gar nicht geimpft sind“ und die „ärmeren Länder“.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist in Sorge aufgrund der neuen Delta-Untervariante AY.3. Sie verbreitet sich gerade in den USA und Großbritannien.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist in Sorge aufgrund der neuen Delta-Untervariante AY.3. Sie verbreitet sich gerade in den USA und Großbritannien. © dpa | Kay Nietfeld

Lauterbach: Impfungen bleiben der beste Schutz

Trotz der teilweisen Resistenz gegen Impfungen, die die neuen Varianten aufweisen, empfiehlt Lauterbach flächendeckende Impfungen. „Der beste Schutz gegen die AY.3.-Variante besteht darin, die Ungeimpften zu impfen. Die Ungeimpften sind gefährdet. Zweitens bekommt das Virus durch die hohe Zahl der Ungeimpften erst die Möglichkeit, sich schnell zu verbreiten. Es kommt jetzt darauf an, die Zahl der Neuinfektionen durch die Impfung der Ungeimpften herunterzubekommen.“

In Großbritannien bereitet die AY.3 Variante zunehmend Sorgen. Laut Zahlen des Forschungsinstituts Wellcome Sanger Institute in Cambridge ist der prozentuale Anteil dieser Variante an den Gesamtinfektionen in England Anfang August rapide angestiegen; sie ist in allen Landesteilen registriert worden. Derzeit beträgt der Anteil zwar weniger als zwei Prozent. Doch die Tendenz ist steigend.

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Corona-Infektionen: Experten erwarten deutlichen Anstieg im September

Im ganzen Land gehen die Zahlen wieder nach oben. Nachdem die Zahl der Neuinfektionen in der zweiten Julihälfte sukzessive abgenommen hat, steigt sie seit Anfang August wieder an. Am Donnerstag wurden über 36.000 Fälle gemeldet, die Sieben-Tage-Inzidenz ist auf rund 300 Fälle pro 100.000 Einwohner geklettert.

Dass sich das Virus nach der Aufhebung aller Covid-Einschränkungen am 19. Juli nicht so dramatisch ausgebreitet hat, wie es viele Experten vorausgesagt hatten, liegt einerseits am Impfprogramm – mehr als 61 Prozent der britischen Bevölkerung sind bereits zweimal geimpft. Zudem sind derzeit Schulferien, was die Übertragung unter Teenagern stark reduziert hat; gerade unter dieser Altersgruppe hatte sich die Delta-Variante schnell ausgebreitet. Experten erwarten, dass es Anfang September wieder einen größeren Anstieg der Neuinfektionen geben könnte. Dann sind die Klassenzimmer wieder voll.