Berlin. Bernd K. Wunder ist der Initiator des umstrittenen Projekts. Schon früher stieß er mit Äußerungen zur Anti-Corona-Politik auf Kritik.

Die Liste der Schauspieler, die sich unter dem Hashtag #allesdichtmachen per Video zur Corona-Politik in Deutschland äußern, ist lang. Und sie ist prominent: So haben etwa Wotan Wilke Möhring und Jan Josef Liefers mitgemacht, Nadja Uhl und auch Heike Makatsch. Wesentlich unbekannter hingegen ist der Initiator des umstrittenen Projekts. Er fühlt sich durch die seit der Veröffentlichung am Freitag teils heftige Kritik zu unrecht in eine Ecke mit Corona-Leugner gestellt.

Bernd K. Wunder beschreibt sich selbst als Produzent, Schriftsteller und „Blockchain Evangelist“. Im Impressum der Allesdichtmachen-Homepage wird er als vertretungsberechtigter Geschäftsführer genannt. Als verantwortlicher Dienstleister wird die „Wunder Am Werk Creative Pool GmbH“ angeführt, dessen Gründer Wunder ist.

Kampagne #allesdichtmachen sollte Diskussion anregen

„Weder leugnen wir Corona noch stellen wir die Gefahr, die von der Krankheit ausgeht, in Abrede“, teilt Wunder unserer Redaktion mit. „Dennoch halten wir es für angemessen und erforderlich den Umgang mit der Krankheit und die daraus abgeleiteten Maßnahmen wieder und wieder öffentlich zu diskutieren und besprechen“, erklärt der Projektleiter. Die Kampagne habe dabei „bewusst die Stilmittel der Übertreibung, der Satire, der Ironie und der Zuspitzung gewählt, um Gedankenanstöße zu geben.“

Pro und Contra zur Aktion: #allesdichtmachen: Eine plumpe oder richtige Aktion?

In den auf der Videoplattform Youtube hochgeladenen Filmen ließ Wunder die Schauspieler über die Corona-Politik sprechen, direkt in die Kamera, aufgesetzt ironisch, sarkastisch, manche sagen gar zynisch. Halb Spaß, halb ernst – ganz genau lässt es sich bei Betrachtung nicht sagen. So fällt auch die Interpretation in der Öffentlichkeit unterschiedlich aus.

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Schauspieler wie Elyas M’Barek („Mit Zynismus ist doch keinem geholfen“) oder Rettungssanitäter Tobias Schlegl („Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben“) äußerten harsche Kritik. Der ehemalige Präsident der Bundesamts für Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, nennt die Aktion auf Twitter hingegen „großartig“, auch aus der AfD kommt Beifall.

Projektleiter: Schauspieler sind verängstigt und verstummt

Wunder beklagt sich darüber. „Wir sehen uns in eine Ecke gestellt mit rechten Verschwörungstheoretikern, Reichsbürgern und Corona- und Pandemieleugnern. Nichts liegt uns Ferner. Es gibt im aktuellen Spektrum des Bundestages auch keine Partei, der wir ferner stehen als der AfD“, erklärt Wunder. Vielmehr gehöre er und alle Mitwirkenden zu jenen, die „zwischen die Fronten geraten“ seien – zu „den Verängstigten, den Verunsicherten und Eingeschüchterten und jenen die verstummt sind“.

Der Initiator benennt nachträglich auch ein klares Ziel seiner Kampagne, nämlich „die Diskussion wieder zu öffnen“. Es sollte Stimmen Gehör verschafft werden, die bisher nicht gehört wurden oder die keine Bühne gefunden haben, so Wunder.

Initiator von #allesdichtmachen stößt mit Äußerungen auf Kritik

Als Bühne für die persönliche Kritik an Infektionsschutzmaßnahmen nutzte Wunder, der eigenen Angaben zufolge seit 1999 in der Filmbranche tätig ist, in der Vergangenheit auch soziale Netzwerke. Menschen, die die Maskenpflicht befolgten, nannte er dort „Mundschutzknappen“. „Nach der nun manifestierten Logik“, schrieb Wunder unter anderem auf Instagram, müsse künftig auch in der Grippesaison ein „reduzierter Lockdown“ stattfinden. „Ist es wirklich das, was ihr wollt?“ Das war im Mai 2020.

Drei Monate später, im August, postete er ein Foto von Kindern aus Thailand beim Spielen, während sie einzeln mit Mund-Nasen-Schutz in einer mit durchsichtiger Folie umspannten Box sitzen – zum Schutz vor einer Infektion. „Jeder der sich an dieser Panikmache beteiligt ist daran Schuld! Der Ausdruck Coronazi ist somit absolut gerechtfertigt...“, schriebt Wunder dazu. Ein anderer Mann kommentierte: „Wegen Leuten wie dir ist die ganze Scheiße nicht schon längst vorbei.“

Heike Makatsch löscht ihren Beitrag

Einige der am Projekt beteiligten Schauspieler ruderten bereits am Freitag wieder zurück. Während Jan Josef Liefers seinen Beitrag auf Twitter als „ironischen Kommentar“ rechtfertigt und eine „da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern“ zurückweist, nahm Heike Makatsch ihr Video direkt wieder aus dem Netz – genauso wie Initiator Wunder die Internetseite des Projekts. Künstlerische Gründe dürfte dies nicht gehabt haben.

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