- Wer Urlaub in einem Risikogebiet macht, muss sich auf ein paar Hürden einstellen
- Reisende aus solchen Regionen sollen verpflichtet werden, sich unmittelbar nach ihrer Rückkunft auf das Virus testen zu lassen
- Grund für die Maßnahme ist, dass die Politik eine zweite Infektionswelle durch infizierte Rückkehrer befürchtete.
Ein Urlaub in Zeiten der Pandemie bringt etliche Hindernisse und Unannehmlichkeiten mit sich. Für die allermeisten dürften es die ersten Ferien sein, bei denen Abstandsregeln und Maskenpflicht eine zentrale Rolle spielen.
Doch das ist unter Umständen längst noch nicht alles. Wer im Ausland nach Erholung sucht, muss bei seiner Heimkehr unter Umständen mit zusätzlichen Maßnahmen rechnen – zumindest wenn er in einem so genannten Corona-Risikogebiet Urlaub macht und nach Deutschland zurückkehrt.
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern sind sich einig: Reisende aus solchen Regionen sollen verpflichtet werden, sich unmittelbar nach ihrer Rückkunft auf das Virus testen zu lassen. Dazu sollen an Flughäfen Teststellen eingerichtet werden. Auf diese gemeinsame Linie haben sich die Ressortchefs von Bund und Ländern geeinigt. Diese Länder sind Corona-Risikogebiete
Risikogebiete: Politik will zweite Welle verhindern
Grund für die Maßnahme ist, dass die Politik eine zweite Infektionswelle durch infizierte Rückkehrer befürchtete.
- Eigentlich müssen Menschen, die aus stark vom Virus betroffenen Staaten nach Deutschland zurückkehren, zunächst für 14 Tage in häusliche Quarantäne.
- Ob die Heimkehrer das tatsächlich immer tun und sich bei den zuständigen Gesundheitsämtern melden, ist aber fraglich. Die Politik hat offenbar Zweifel.
Corona-Tests für Urlaubsrückkehrer: Sorge vor zweiter Welle steigt
Etliche Urlauber aus Risikogebieten lassen sich zwar bereits im Ferienland direkt vor der Rückreise nach Deutschland testen. Doch gibt es auch an einigen deutschen Flughäfen Stationen, an denen sich heimkehrend Urlauber freiwillig testen lassen können. Quarantäne nach Rückkehr aus dem Urlaub – Das ist die Situation für Arbeitnehmer.
Allerdings lassen viele diese Möglichkeiten ungenutzt. Die Politik befürchtet, dass sich viele Rückkehrer aus Risikogebieten keinem freiwilligen Test unterziehen oder in zweiwöchige Selbstisolation begeben und deshalb die Zahl der Ansteckungen wieder steigt. Dieses Szenario einer möglichen zweiten Infektionswelle treibt die Politik um.
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Eine Lage wie zu Beginn der Corona-Krise, als sich das Virus durch infizierte Urlauber aus dem österreichischen Skiort Ischgl rasant in Deutschland und anderen Staaten Europas ausbreitete, soll unbedingt verhindert werden. Allerdings haben die jüngsten feucht-fröhlichen Partys von deutschen Touristen auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca gezeigt, dass das Bewusstsein für die Gefahren und Risiken der Pandemie bei vielen nicht sonderlich ausgeprägt ist. Daher will die Politik jetzt nachjustieren.
Unklar ist bislang, ob die Kosten für die Zwangstests von um die 100 Euro von den Krankenkassen erstattet werden oder ob Reisende den Zwangsabstrich selbst bezahlen müssen. Auch hierum dürfte es bei dem weiteren Treffen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern an diesem Freitag gehen.

Weltweit stuft das Robert Koch-Institut (RKI) derzeit den größten Teil der Staaten als Corona-Risikogebiete ein.
- Das betrifft zum Beispiel die USA, Russland oder Brasilien.
- Auch beliebte Urlaubsländer außerhalb der EU wie die Türkei, Ägypten und Marokko gelten als Risikogebiete.
- Keine Quarantänepflicht herrscht dagegen für Einreisende aus fast allen EU-Staaten - Ausnahme ist Luxemburg - und einigen anderen europäischen Ländern wie der Schweiz.
Spanien, Frankreich, Italien: Wie umgehen mit Heimkehrern aus diesen Ländern?
Momentan sind viele Deutsche etwa in Spanien, Frankreich, Italien oder Griechenland im Urlaub – Ländern also, die nicht als Risikogebiet eingestuft sind. Gleichwohl kann dort erhöhte Ansteckungsgefahr mit Sars-CoV-2 bestehen. Offen ist, wie die Politik fortan mit Heimkehrern aus diesen Ländern umgeht und ob es ebenfalls verpflichtende Maßnahmen geben soll.
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Bislang stehen sie nicht zur Debatte. Dennoch kann auch eine Reise ins EU-Ausland mit Komplikationen enden. Dies erlebte nun eine vierköpfige Familie aus Cottbus. Nach ihrer Rückkehr von einem Mallorca-Urlaub wurden die Eltern und ihre beiden Töchter positiv auf das Corona-Virus getestet. Die Familie sei ebenso wie die bis jetzt ermittelten Kontaktpersonen in Quarantäne, teilte die Stadt Cottbus mit.
Den Angaben zufolge war die Familie am vergangenen Sonntag per Flugzeug nach Nürnberg und dann mit dem Auto nach Cottbus gereist. Nach der Rückkehr von der spanischen Ferieninsel sei „von einem der Arbeitgeber ein routinemäßiger Test“ veranlasst worden, der positiv ausgefallen sei.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhard t, befürwortet die Einrichtung von Testzentren an Flughäfen. „Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei“, sagt Reinhardt, „der aktuelle, erneute Anstieg der Infektionszahlen in vielen europäischen Ländern zeigt, wie schnell auch bei uns die Pandemie wieder aufflammen kann“. Darauf müsse Deutschland sich vorbereiten. Testzentren an Flughäfen könnten helfen, eine zweite Corona-Welle nach den Sommerferien zu verhindern. Der Ärztepräsident verlangt: „Jeder, der aus einem Corona-Hotspot zurückkommt, sollte sich testen lassen“. Es gelte, die Infektionsketten so früh wie möglich zu unterbrechen.
Wer testet? Flughafen-Mitarbeiter sind nicht befugt
Die deutschen Flughäfen sehen aber noch offene Fragen. „Sollten die Gesundheitsbehörden einen – wie auch immer gearteten – Schnelltest anordnen, müsste dieser von den Behörden durchgeführt werden“, erklärte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen. Mitarbeiter der Flughäfen seien nicht befugt, Passagiere auf ihren Gesundheitsstatus hin zu überprüfen. „Auch muss dann festgelegt sein, wie mit positiv geprüften Reisenden umgegangen werden soll.“
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Laut Experten steht Deutschland derzeit nicht vor einer zweiten Infektionswelle. Doch die Gefahr ist nicht gebannt. Erst jüngst wurden in Friedrichhafen am Bodensee mehrere Schüler positiv getestet. Am Anfang der Ansteckungskette steht Berichten zufolge eine junge Heimkehrerin aus Serbien, das als Risikogebiet gilt. Sie hatte sich nach ihrer Ankunft in Deutschland nicht an die Quarantäneregelungen gehalten und infizierte daraufhin andere Jugendliche mit Corona.
Und noch etwas anderes gilt es zu bedenken: In den bevölkerungsreichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg fangen die Schulferien erst an. Den ersten große Schwung von Rückkehrern wird es dort also erst in ein paar Wochen geben.
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