Berlin. Brandenburgs ehemaliger AfD-Landeschef Kalbitz soll in Sachsen bei einer Parteiveranstaltung sprechen. Seine Gegner reagieren empört.

Die Ankündigung ist denkbar schlicht gehalten: „Demo“ steht darauf, dazu ein Ort, ein Datum, eine Uhrzeit und die Namen der Redner. Nicht einmal das AfD-Logo findet Platz auf dem Bild – und das, obwohl es eine offizielle Parteiveranstaltung ist.

Das eigentlich Besondere ist jedoch, dass Andreas Kalbitz – der geschasste ehemalige Brandenburger Landeschef der Partei – auf der Veranstaltung am Sonnabend in Sebnitz in Sachsen sprechen wird.

Kein Mitglied der AfD mehr

Offiziell ist Kalbitz kein Mitglied der AfD mehr. Der „Flügel“, dessen Chefstratege er war, ist aufgelöst. Kalbitz hat aber keine Pläne, sich zurückzuziehen, wie er unserer Redaktion sagt: „Mein formaler Status hat sich geändert, sonst nichts.“ Lesen Sie auch: Andreas Kalbitz bleibt Mitglied der AfD-Landtagsfraktion

Er mache nach wie vor seine politische Arbeit, dafür sei er gewählt worden, so Kalbitz. Neben der Demons­tration in Sebnitz sind schon zwei weitere Auftritte angekündigt.

AfD-Vorstand wirft Brandenburger Landeschef Kalbitz aus der Partei

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    Mitgliedschaften in rechtsextremen Organisationen

    Viele in der Partei wollen nicht, dass Kalbitz diese Arbeit macht. Im Mai hatte eine Mehrheit des Bundesvorstands es als erwiesen angesehen, dass er bei seinem Eintritt in die AfD die Mitgliedschaften in rechtsextremen Organisationen verschwiegen hatte.

    Deshalb wurde ihm die AfD-Mitgliedschaft aberkannt. Das hatte erhebliche Unruhe in der Partei hervorgerufen. Kalbitz geht derzeit juristisch gegen die Entscheidung vor.

    Zwei Lager: Der Konflikt sitzt tief

    Doch die Zeit spielt gegen ihn – und für Parteichef Jörg Meuthen, der den Rauswurf maßgeblich vorangetrieben hatte. „Er ist am Boden und der Ringrichter zählt“, so formuliert es ein Beobachter aus dem Umfeld der Parteispitze. Lesen Sie auch: Bisheriger AfD-Landeschef Kalbitz klagt gegen Rauswurf

    Ein bisschen hoffen sie im Meuthen-Lager wohl, dass sich die Situation von allein beruhigt, wenn sich eine Entscheidung nur lang genug hinzieht. Doch der Konflikt sitzt tief. „Es gibt viel Zorn auf Meuthen“, heißt es aus Kalbitz’ Umfeld.

    Landesverband: Keine Solidaritätsbekundung

    Im Landesverband Sachsen will man die Veranstaltung nicht als Solidaritätsbekundung verstanden wissen – Kalbitz sei ein guter Redner. „Es gibt keinen Grund, ihn nicht einzuladen“, sagte ein Sprecher der sächsischen AfD. Dass man dort die Entscheidung des Bundesvorstands für falsch hält, daraus hat der Landesverband keinen Hehl gemacht. Lesen Sie auch: Höcke zum Kalbitz-Rauswurf: „Verrat“ und „Spaltung“ der AfD

    Das ist der Flügel der AfD

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      Außerhalb der Partei beobachtet man Treffen wie jenes in Sebnitz genau. Es sei die „perfide Masche“ der AfD, sagte der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl. Teile dieser Partei versuchten vordergründig, sich von Rechtsextremen zu distanzieren – aber in Wirklichkeit sei sie ein Sammelbecken, in dem sich Rechtsextreme, Rassisten und Antisemiten tummelten. „Die schlichte Wahrheit lautet: Die AfD ist eine Schande mit Parteistatut“, so Strobl.

      Der Innenminister von Sachsen, Roland Wöller, sagte unserer Redaktion, dass die Zusammenarbeit mit Kalbitz ein „weiteres Indiz für den engen Schulterschluss zwischen der sächsischen AfD und prominenten Vertretern des ,Flügels‘“ sei. Lesen Sie auch: Gegenwind für Kalbitz: AfD-Fraktionsvize skeptisch

      Kalbitz: Demonstrativ als Redner geladen

      Der Politikberater und AfD-Experte Johannes Hillje sagte unserer Redaktion, dass zahlreiche Ost-Kreisverbände Kalbitz derzeit demonstrativ als Redner einladen würden. „Das sind Muskelspiele des rechtsextremen Netzwerks der AfD“, so Hillje.

      Die Kalbitz-Anhänger wollten Geschlossenheit und Stärke gegenüber dem Meuthen-Lager signalisieren. Kalbitz selbst ziehe im rechtsextremen Netzwerk weiterhin die Strippen.