Berlin. Die gesetzlichen Krankenkassen haben hohe Rücklagen. Doch das könnte sich im kommenden Jahr ändern. Drohen uns also höhere Beiträge?

Wird die gesetzliche Krankenkasse im neuen Jahr teurer? Zuletzt war die Kassen-Lage relativ entspannt. Dank der guten Konjunktur konnten die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) mit ihren 57 Millionen Mitgliedern stattliche Rücklagen aufbauen.

Doch das könnte sich 2020 ändern: Die Kassen verzeichnen weiter steigende Ausgaben für Leistungen und mehrere kostspielige Gesetze der großen Koalition. Die „hohe Ausgabendynamik“ der Krankenversicherung habe sich nochmals deutlich verstärkt, warnte die Chefin des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, gerade angesichts frischer Zahlen.

Krankenkassen haben höhere Ausgaben und rutschen ins Minus

In den ersten neun Monaten dieses Jahres rutschten die 109 Kassen tiefer ins Minus und verbuchten ein Defizit von 741 Millionen Euro - im Vorjahreszeitraum waren es noch knapp zwei Milliarden Euro Plus gewesen. Die Rücklagen der Kassen betrugen Ende September noch 20,6 Milliarden Euro. Im Schnitt entsprach das weiter dem Vierfachen der vorgegebenen Mindestreserve, wie das Bundesgesundheitsministerium betonte. Was folgt daraus jetzt?

Bundesgesundheitsminister Minister Jens Spahn (CDU) hält den Druck aufrecht. Das aktuelle Minus in den Bilanzen sei „ein unechtes Defizit“, das durch Rücklagen-Abbau entstehe. „Beitragsgelder sind aber keine Sparanlagen“, argumentiert der CDU-Politiker. Bei Kassen mit besonders hohen Reserven müssten Rücklagen Schritt für Schritt sinken. „Dadurch profitieren auch die Beitragszahler.“

Für 2020 sehen die Kassenfinanzen noch stabil aus

Die Rücklagen könnten im nächsten Jahr die steigenden Ausgaben der Krankenversicherung noch teilweise abpuffern, erwartet der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas.

Brisanter werde es aber beim Blick in Richtung 2021: „Wenn die steigenden Ausgaben, getrieben auch durch eine Reihe gesetzgeberischer Maßnahmen und eine eventuell schwächere Konjunktur, diese Rücklagen aufbrauchen, wird sich die Kostenentwicklung auf die Beitragssätze auswirken.“ Verbesserungen etwa bei Arztterminen und dem Pflegepersonal kosten schon 2020 mehr.

Die meisten Kassen dürfen den Zusatzbeitrag 2020 nicht anheben

Was im neuen Jahr mit den Beiträgen der Kassenmitglieder wird, ist nicht leicht zu entscheiden. Zum Gesamtbeitrag gehört zum einen der allgemeine Satz von 14,6 Prozent. Stellschraube der Kassen ist der zweite Bestandteil, der Zusatzbeitragssatz, den sie selbst festlegen können. Klar ist: Weit mehr als die Hälfte der Kassen darf den Zusatzbeitrag 2020 schon mal nicht anheben – sie haben Reserven von mehr als einer Monatsausgabe.

Was passiert mit der Pflege?

Gespannt dürften auch viele Pflegebedürftige und ihre Familien ins neue Jahr blicken. Denn Zuzahlungen aus eigener Tasche in Pflegeheimen steigen und steigen. Hintergrund ist, dass die Pflegeversicherung - anders als die Krankenversicherung – nur einen Teil der Kosten trägt.

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Neben dem Eigenanteil für die reine Pflege kommen außerdem noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen dazu. Insgesamt ergeben sich im Bundesschnitt derzeit knapp 1900 Euro im Monat, aber bei großen regionalen Unterschieden.

Schon seit längerem gibt es Rufe nach einer großen Finanzreform für die Pflege, die in der alternden Gesellschaft noch mehr gefragt sein wird. Spahn hat angekündigt, die Debatte 2020 „zu einer Entscheidung zu führen“.

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(mün/dpa)