Berlin. Die Bearbeitungszeit für Asylverfahren dauern in sogenannten Ankerzentren länger als normal. Die Linke kritisiert das Vorgehen.

Asylverfahren in sogenannten Ankerzentren dauern inzwischen überdurchschnittlich lang. Die Bearbeitungszeit lag dort im zweiten Quartal dieses Jahres bei genau drei Monaten. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Die durchschnittliche Dauer der Verfahren, die im zweiten Quartal 2919 abgeschlossen wurden, betrug demnach 2,9 Monate. Nicht eingerechnet sind dabei sogenannte Altverfahren, deren Beginn mehr als zwölf Monate zurückliegt.

Seit gut einem Jahr gibt es die von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) durchgesetzten Asyl- und Abschiebezentren (Zentren für Ankunft, Entscheidung, Rückführung - AnkER). Dort sollen Flüchtlinge unterkommen, bis sie in Kommunen verteilt oder aber in ihr Herkunftsland abgeschoben werden. Grundsätzlich besteht eine „Bleibepflicht“.

Asyl: Bearbeitungsdauer in Ankerzentren steigt deutlich an

In einem Ankerzentrum arbeiten verschiedene Behörden – etwa das Jugendamt und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) – zusammen. Daher sollen Migranten in kürzerer Zeit Klarheit über ihre Perspektiven bekommen.

Allerdings ist die durchschnittliche Verfahrensdauer in den Ankerzentren zuletzt deutlich gestiegen, wie aus der Auskunft der Bundesregierung hervorgeht. Während im Gesamtjahr 2018 lediglich 1,3 Monate zwischen Antragstellung und -entscheidung vergingen, waren es im ersten Quartal dieses Jahres schon 2,0 Monate und im zweiten Quartal sogar 3,0 Monate.

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Linke äußert scharfe Kritik

Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke (Die Linke) äußert scharfe Kritik an Ankerzentren.
Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke (Die Linke) äußert scharfe Kritik an Ankerzentren. © imago images / Metodi Popow | M. Popowvia www.imago-images.de

Die innenpolitische Sprecherin der Linken, Ulla Jelpke, äußerte scharfe Kritik. „Die Funktion dieser Lager ist nicht in erster Linie Verfahrensbeschleunigung, wie es die Verfechter dieser Einrichtungen behaupten, sondern Abschreckung“, sagte sie unserer Redaktion.

„Unerwünschte Asylsuchende sollen in den Lager-Einrichtungen isoliert, entmutigt und entrechtet werden“, sagte Jelpke.