Riad. Saudi-Arabien will den Tourismus ankurbeln. Die Regeln für die Besucher sind aber streng und die Strafen für Verstöße sind hart.

Politisch gesehen gleicht die arabische Halbinsel zwar gerade einem Benzinfass. Dafür gibt es aber „13 Regionen mit jeweils einer unverwechselbaren kulturellen Tradition“ und „blühende zeitgenössische Kunst“ – Saudi-Arabien wirbt offiziell um mehr Touristen.

Die Spannungen zwischen dem Land und dem Iran nehmen fast täglich zu. Die USA haben gerade angekündigt, den Saudis mit zusätzlichen Soldaten beizustehen. Davon liest man in der Mitteilung natürlich nichts. Dafür von einer Reihe von neuen Touristenattraktionen, die sich derzeit im Bau befinden – von einer Entertainment-Stadt bis zu „luxuriösen Zielen am Roten Meer“.

Das erzkonservative Königreich plant, dass der Tourismus bis 2030 bis zu zehn Prozent des saudischen BIP betragen soll, derzeit sind es drei. Man stecke Milliarden von Dollar in die Verbesserung der Infrastruktur und zur Entwicklung von geschichtlichen, kulturellen und Entertainment-Attraktionen.

Saudi-Arabien: Harte Regeln für auch für Touristen

Saudi-Arabien: Das Land startete seine Tourismus-Kampagne mit einem großen Festakt.
Saudi-Arabien: Das Land startete seine Tourismus-Kampagne mit einem großen Festakt. © Getty Images | Neville Hopwood

Abgesehen von der ungemütlichen Lage wird in der großangelegten Werbekampagne – es erscheinen etwa ganzseitige Anzeigen in Tageszeitungen, die die „unentdeckte“ Landschaft bewerben – auch das strenge Reglement unerwähnt gelassen, dem sich nicht nur Bürger, sondern auch Touristen beugen müssen. Wenn nicht, drohen ihnen hohe Geldstrafen.

„Die Öffnung Saudi-Arabiens für internationale Touristen ist ein historischer Augenblick für unser Land“, sagte der Chef der Tourismuskommission, Ahmed al-Chatib.

Neues Visa-System – Kleiderordnung unbedingt beachten

Nach dem Start des neuen Visa-Systems stellte das Innenministerium des streng konservativen muslimischen Königreiches einen Verhaltenskatalog für Besucher auf. Darin sind 19 potenzielle Verstöße aufgelistet. Dazu zählen das Tragen unanständiger Kleidung ebenso wie die Zurschaustellung gegenseitiger Zuneigung.

Diriyah ist Unesco-Weltkulturerbe.
Diriyah ist Unesco-Weltkulturerbe. © Reuters | Stringer

Auch spucken, vordrängeln oder Müll auf die Straße werfen sind verboten. Fotos oder Videos von anderen Menschen dürfen nicht ohne Erlaubnis gemacht werden und es darf auch keine Musik während der Gebetszeiten gespielt werden. Die Höhe der Bußgelder reicht von umgerechnet etwa zwölf Euro bis 1500 Euro.

Alkohol bleibt nach wie vor illegal. Das Essen, das Trinken oder das Rauchen ist in der Öffentlichkeit verboten. Unklar ist, ob unverheiratete Männer und Frauen gemeinsam in ein Hotelzimmer dürfen.

Frauen und Männer? Besser getrennt

Die saudische Regierung weist im Internet darauf hin, dass Frauen nicht zu viel Zeit mit fremden Männern verbringen sollen. Öffentliche Gebäude hätten getrennte Eingänge für Frauen und Männer. Auch an Stränden, Parks und in öffentlichen Transportmitteln müssen sich Männer und Frauen voneinander fern halten.

Mit der neuen Werbekampagne und dem neuen Visa-System sollen Reisende aus den EU-Staaten, aus den USA und anderen Ländern online ein Touristen-Visum beantragen können. Das Königreich will den Tourismus ankurbeln und sich damit unabhängiger von seinen Öleinnahmen machen. Die Zahl der Besucher aus dem Ausland soll sich bis 2030 auf jährlich 100 Millionen mehr als verdoppeln. (dpa/rtr/fmg)