Paris. Der französische Ex-Präsident Jacques Chirac ist am Donnerstag gestorben. Er soll im engen Familienkreis in Paris beigesetzt werden.

Der verstorbene französische Ex-Präsident Jacques Chirac soll einem Bericht zufolge in der kommenden Woche in Paris beigesetzt werden. Der frühere Staatschef werde am Montag auf dem Friedhof Montparnasse bestattet, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Freitag unter Berufung auf die Familie Chiracs.

Die Bestattung werde im engen Familienkreis stattfinden. Für Sonntag war eine öffentliche Trauerfeier im Pariser Invalidendom angesetzt, wie Medien berichteten. Details dazu sollte der Élyséepalast im Laufe des Tages bekanntgeben.

Für Montag war ein nationaler Trauertag mit feierlichem Gottesdienst in der Pariser Kirche Saint-Sulpice angekündigt. Die Bevölkerung konnte zudem in Kondolenzbüchern im Élyséepalast ihrem Gedenken Ausdruck verleihen.

Jacques Chirac erlitt bereits in seiner Amtszeit einen Schlaganfall

Chirac starb am Donnerstag im Alter von 86 Jahr en. In der französischen Nationalversammlung – sie ist das Unterhaus des Parlaments – äußerte sich Präsident Richard Ferrand am Donnerstag zum Tod Chiracs. Danach gab es eine Schweigeminute.

Chirac prägte die französische Politik über vier Jahrzehnte mit und zog von 1995 bis 2007 als Staatschef die Fäden im Élyséepalast.

Der konservative Politiker litt seit längerer Zeit unter schweren Gedächtnisproblemen und trat kaum noch in der Öffentlichkeit auf. Noch während seiner Amtszeit hatte er 2005 einen Schlaganfall. Chirac war für seine Leutseligkeit bekannt, galt zugleich aber als harter Machtpolitiker.

Jacques Chirac stellte sich mit Kanzler Schröder gegen Irakkrieg

International blieb er mit seinem Protest gegen den amerikanischen Irakkrieg in Erinnerung. An der Seite des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) stemmte er sich gegen die Angriffspläne von US-Präsident George W. Bush. Als erster französischer Staatschef erkannte Chirac die Mitschuld seines Landes an der Verfolgung der Juden während der deutschen Besatzungszeit an.

Front-National-Chef Jean-Marie Le Pen bescherte ihm 2002 eine Wiederwahl mit 82 Prozent der Stimmen – weil der Rechtsextreme zum Schock vieler Franzosen in die Stichwahl um das Präsidentenamt einzog, stimmten auch Linke zähneknirschend für Chirac. Zu den Tiefpunkten seiner Karriere gehörte das Nein der Franzosen im Referendum über die geplante EU-Verfassung 2005.

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Juncker, Schröder und Hollande trauern um Chirac

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat die Verdienste des französischen Ex-Staatschefs gewürdigt. Der Tod Chiracs erfülle ihn mit „unendlicher Trauer“, schrieb er in einer offiziellen Erklärung.

Er sei ein Mann mit starken Überzeugungen gewesen, der die humanistischen Werte der Brüderlichkeit, des Respekts vor der menschlichen Person und der Toleranz vertreten habe.

Ex-Kanzler Schröder würdigte Chirac als großen Europäer. „Ihm war klar, dass Europa nur gut funktionieren kann, wenn Deutschland und Frankreich sich einig sind“, sagte Schröder am Donnerstag in Berlin.

„Die symbolisch wichtigste Geste zeigte er am 60. Jahrestag des „D-Day“ im Jahr 2004, als er mich als Vertreter Deutschlands zur Gedenkveranstaltung in der Normandie einlud“, sagte Schröder. „Er war ein erfahrener Politiker, ein geschichtsbewusster Europäer, ein charmanter Mensch. (...) Ich werde einen Mann vermissen, der mir zum Freund geworden ist.“

Auch der frühere französische Staatschef François Hollande äußerte sich auf Twitter und sprach Chiracs Familie seine Anteilnahme aus. „Er war ein Kämpfer“, erklärte Hollande, der von 2012 bis 2017 im Élyséepalast regierte. „Die Franzosen, gleich welcher Auffassung, verlieren heute einen Staatsmann, aber auch einen Freund“, schrieb der Sozialist.

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Chirac wurde nach Amtsende verurteilt

Der 1932 in Paris geborene Chirac absolvierte die Elite-Hochschule ENA und kämpfte im Algerien-Krieg. Seine innenpolitische Karriere begann er an der Seite des früheren Staatspräsidenten Georges Pompidou. Später wurde er zweimal Premierminister, zudem lenkte er als Bürgermeister von Paris 18 Jahre lang die Geschicke der Hauptstadt.

Diese Zeit holte ihn nach seinen Jahren im Élyséepalast ein: Als erster französischer Ex-Präsident nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er strafrechtlich verurteilt, zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen Untreue und Unterschlagung öffentlicher Gelder. Vom Rathaus bezahlte Mitarbeiter hatten in Wahrheit für Chiracs Partei gearbeitet. (dpa/ac/mbr)